INNENaussenINNEN / der nicht digitale virtuelle Raum
ZurückKünstlerInnen
- Mit
Information
Die Ausstellung "INNENaussenINNEN" widmet sich dem kulturellen Phänomen gesellschaftlicher Neuorientierung durch und in den Informations-Räumen und stellt der Dominanz des Digitalen virtuelle Welten analoger Forschungsfelder und nicht digitale virtuelle Räume zur Seite. Die sechs künstlerischen Positionen wurden auf Grund ihrer inhaltlichen Querverbindungen ausgewählt. Auf den ersten Blick scheinen sie heterogen, werden jedoch in ihrer Haltung im Umgang mit Mitmenschen, Mitwelt und Naturraum verbunden.
"Die Architektur geht neue Wege: weg von schrillen Fassaden hin zu einer Suche nach Reduktion, Erneuerung, Tiefe, Inhalt. Die neue Architektur entsteht als 'Innen' und wölbt sich an die Oberfläche. Nicht umgekehrt. 'Design ist unsichtbar', hat bereits 1980 Lucius Burckhardt beim Linzer Forum Design postuliert. Er war mit dem gleichnamigen Essay Impulsgeber für den Terminus 'Social Design'."
(Christian Knechtl).
Mitwirkende
- Kuration
Beiträge
AO&
Wer den Mund aufmacht
AO&, die sich selbst als halbnomadische Organisation bezeichnen, erforschen Kunst und Natur als umfassenden Wissenskomplex. Ihre Projektthemen sind vielfältig. Beginnend bei Architektur über Ernährung und Alltagskultur bis zu Wirtschaftsethik und Regionalentwicklung.
Temporär wird Lebensraum adaptiert, es wird vor Ort geplant, räumlich verändert, gemeinsam gegessen und genächtigt. Dabei arbeiten AO& nicht isoliert, sondern unter Einbeziehung aller interessant erscheinenden Aspekte und Personen der Umgebung, da ihr Ziel die unmittelbare Begegnung zwischen Menschen ist.
ESSEN ist eine zentrale Kulturtechnik und Basis offener Kommunikation. AO& kochen unter alleiniger Verwendung von Zutaten und Substanzen von Produzenten persönlich bekannter Herkunft oder eigener Produktion. GEHEN wird als Vertiefung der Einsichten in die tatsächliche Sozioökonomie und psychographische Struktur der Umgebung gesehen. SAMMELN ist eine weitere wichtige Kulturtechnik, die über das ganze Jahr stattfindet: es werden ausgesuchte Substanzen aus Flora und Fauna gesammelt und weiterverarbeitet zu Extrakten und Tinkturen, die auch verkauft werden. Im Rahmen der Ausstellung INNENausenINNEN werden AO& das Thema GEHEN in Form einer Wanderung vom Kunstraum Niederoesterreich zu den Waldgrenzgebieten von Wien und Niederösterreich unternehmen. Dabei werden auch die veränderten Bedingungen für Wahrnehmung, Kommunikation und Koexistenz im gemeinsamen Gehen untersucht.
Siegrun Appelt
SLOW LIGHT
SLOW LIGHT ist ein Projekt von Siegrun Appelt in der Wachau, das von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich unterstützt wird. Es bietet hochwertige Alternativen zur gängigen Praxis der nächtlichen Überleuchtung des öffentlichen Raumes, die die Ursache von Lichtverschmutzung (Lichtsmog) ist. Die Künstlerin schuf im Jahr 2012 helligkeitsreduzierte und vor allem blendfreie und nachhaltige Lichtsysteme und Wegbeleuchtungen für die Wachau, für die Donaupromenade Spitz an der Donau, die Kirche in Rossatz, für Willendorf, Mautern, Emmersdorf. SLOW LIGHT unterstützt die dreidimensionale Wahrnehmung des nächtlichen Raumes. Neben besserer Sicht werden bis zu 80 Prozent Energieersparnis gegenüber der alten Beleuchtung erzielt. Lichtsmog, also die zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, beeinträchtigt nicht nur den menschlichen Körper sondern ebenso Flora und Fauna, die in ihrem natürlichen Hell-Dunkel-Rhythmus gestört werden. Tag und Nacht bestimmen den Lebensrhythmus nahezu aller Organismen. SLOW LIGHT ist eine künstlerisch und technisch hochwertige Neukonzeption zur Vermeidung von Lichtüberstrahlung nächtlicher Beleuchtung.
Beatrix Bakondy
Aerosole, Galaxien
Beatrix Bakondy präsentiert Bildwelten mit dem Titel Aerosole und Galaxien . Die Arbeiten scheinen beim ersten Blick Fotografien zu sein. Doch sie sind de facto Skulpturen. Geschaffen wurden sie mittels technischer Aoerosole, also einem Gemisch aus festen und flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas. Es sind Sprayarbeiten, die mittels Auftrag von Farbströmen auf reale dreidimensionale Objekte räumliche Schatten auf das Papier werfen. Der Raum, den ein Objekt einnimmt, wird sichtbar gemacht. Die beiden Werkgruppen handeln von Objekten unterschiedlicher Welten.
"Aerosole" aus dem Jahr 2010 und 2011 zeigen anorganische Artefakte und technische Objekte der menschlichen Alltagskultur. Es ist eine große Poesie darin verborgen, wenn eine industrielle Glasflasche unter dem Strom der Aerosole ihre erstaunlichen Rundungen und sphärischen Form preisgibt, ihren Raumumriß fast aufs Papier tanzt. In der zweiten Serie, den "Galaxien" (2013), stehen Pflanzen und ihre Raumschatten in Kombinationen von Blättern, Gräsern, Blüten im Mittelpunkt. Hier bildet die Künstlerin Bewegung und Zeit ab, da die organischen Pflanzenmodelle schnell verwelken, verschwinden, ihre Form verlieren. Im Zuge ihrer Recherchen zur Thematik des Abstrakt-Räumlichen hat Beatrix Bkondy Arbeiten von Josef Knechtl (1927–2005) entdeckt. Die Arbeiten zeigen geometrische Skizzen und minimalistische Entwürfe für abstrakte Objekte, die um das Jahr 1973, in Tusche, Blei- und Buntstift entstanden sind. Beatrix Bakondy hat einige dieser Arbeiten ausgewählt, die in dieser Ausstellung erstmals zu sehen sind.
Kathrina Dankl
I Love Brot
Kathrina Dankl vertritt einen ebenso dynamischen wie weiten Designbegriff: Design bedeutet Dialog. Dialog mit unterschiedlichen Disziplinen und vor allem Dialog mit jenen, die die Produkte später benutzen werden. I Love Brot ist eine Initiative, die die Reduktion von Gebäckabfall bei der Bäckerei Felzl zum Ziel hat. Kathrina Dankl hat "Brottagebücher" als erstes Werkzeug zur Wissensgewinnung entwickelt. Methoden aus Umweltbewertung und Design werden verwendet, um durch neue Services weniger Überschuss zu erreichen und neue Produkte aus Retourware zu entwickeln. Die Sensibilisierung von Mitarbeiterinnen und Kunden für diese Nachhaltigkeitsinitiative ist wichtiger Teil des Projekts.
Für Kathrin Dankl bedeutet Design neben ästhetisch-funktionaler Gestaltung vor allem inhaltliche Auseinandersetzung, bei der die Produkte als eingebettet in Dienstleistungen und Systeme begriffen werden. Der Designer und Designkritiker Victor Papanek inspiriert ihre Arbeit: mit Design "im Dienste des Menschen", mit der Integration von Recherchemethoden aus den Sozialwissenschaften, mit einer Entmaterialisierung von Design hin zu Do-It-Yourself und Service Design, mit einer populären Kommunikation von Designthemen und ihrer Integration in pädagogischen Konzepten. Papanek nahm vor vier Jahrzehnten vorweg, dass soziale und ökologische Aspekte im Design untrennbar miteinander verbunden sind und vielfach zu hinterfragen ist, ob ein neues Produkt überhaupt die Lösung des Problems ist.
Aldo Giannotti
The Stationary Point In The Evolution Of A System
Aldo Giannottis Arbeit The Stationary Point In The Evolution Of A System , die in der Ausstellung gezeigt wird, ist eine tiefgründige Analyse sozialer Relationen. Realität und Prognose zukünftigen Verhaltens werden thematisiert. Aldo Giannotti hinterfrägt politische Systeme, Macht, Grenzen, Identität, Zugehörigkeit, ähnlich radikal, aber auf sehr humorvolle Weise. Dazu bedient er sich verschiedener künstlerischen Medien: der Zeichnung, der Skulptur, der Fotografie, dem bewegten Bild und der Performance, in welcher er oft selbst als Akteur in Erscheinung tritt. Besonders der öffentliche Raum ist Schauplatz zahlreicher Interventionen.
Am 5. Oktober 2013 erfolgte im Kunstraum die Aufführung der performativen Arbeit/Installation "Italian Square" . Dazu ludt Aldo Giannotti "Italian citizens living (mostly) in Vienna" ein, mit ihm auf einem 2x2 m großen Podest im Ausstellungsraum zu stehen. Die Akteure wurden gebeten, sich auf dieser begrenzten Fläche aufzuhalten und miteinander Italienisch zu sprechen: "Eventualy the italians get to know each other and become (during the 3 hour of performance) louder and louder, coming up to their own stereotype".
Thomas Gronegger
Wandblumen
Thomas Gronegger schafft für die Ausstellung ein Wandgemälde, das sich auf die historischen Schlingrippengewölbe der ehemaligen Torhalle, jetzt Landhauskappelle, und den vierstrahligem Schlingenstern im heute verlorenen Kurvaturengewölbe bezieht. Eine Zeichnung im Kupferstichkabinett der Akademie bildet die Basis für die Wandgestaltung im Kunstraum. Theoretische Projekte, zeichnerische Analysen, Fotodokumentationen und konkrete Objekt- und Wandarbeiten oszillieren zwischen morphologischer Forschung und künstlerischer Suche nach neuen Ausdrucksformen im Räumlich-plastischen. Dabei analysiert Gronegger sein gewähltes Thema immer zuerst zeichnerisch, um grundlegende Strukturen und Elemente freizulegen und fotografiert sie dann um räumlichen Sequenzen und inhaltliche Querverbindungen zu dokumentieren.