Wendelin Pressl
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Land in Sicht - die Relationships von Himberg
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Information
Im September wird mit dem neuen Pflege- und Betreuungszentrum Himberg auch das Kunst-am-Bau-Projekt von Wendelin Pressl der Öffentlichkeit präsentiert. Durch die künstlerische Gestaltung mit bunten Bootsskulpturen, die ähnlich wie Strandkörbe als Sitzgelegenheiten dienen, ist es gelungen, unter dem metaphorischen Titel LAND IN SICHT den Außenraumbereich aufzuwerten und sowohl für die dort lebenden und arbeitenden Menschen als auch für jene, die zu Besuch kommen, einladende Symbole eines ‚sicheren Hafens‘ zu etablieren.
‚Sichere Häfen‘, das sind – im Idealfall – Pflegeheime für jene Menschen, die den Alltag nicht mehr ohne Unterstützung und medizinische Betreuung bewältigen können. Das architektonische Umfeld einer solchen Pflege- und Betreuungseinrichtung wird dann zum neuen Zuhause, das Wohlgefühl vermitteln soll, zugleich aber auch strengen medizinischen Anforderungen unterliegt. Kunst-am-Bau-Projekte haben das Potential, diesen Orten eine Individualität in Form von atmosphärischen, kreativen, spielerischen und symbolischen Qualitäten hinzuzufügen, die für alle Anwesenden positive Impulse liefern.
Die Überlegungen von Pressls künstlerischem Konzept reichen weit in die Geschichte zurück: In der Beschäftigung mit Himberg stieß er auf ein erstaunliches Verkehrsprojekt aus dem 18. Jahrhundert. Eine künstliche Wasserstraße sollte als Transportweg von Wien bis ans Mittelmeer führen, quer durch Niederösterreich – und direkt an Himberg vorbei. Die Erfindung der Eisenbahn überholte die utopische Idee, nur der Wiener Neustädter Kanal zeugt heute noch von diesem ehrgeizigen Unterfangen. Diese baulich geplante Annäherung zum Meer aber lieferte die gedankliche Grundlage für das skulpturale Projekt.
Pressls fünf Aluminiumboote sind in fröhlichen Farben lackiert, außen kühl und innen warm getönt, und haben in Himberg ihren sicheren Hafen gefunden. Zunächst werfen das fehlende Wasser und die senkrechte Positionierung Fragen nach Funktion und Sinnhaftigkeit auf – verankert im historischen Zusammenhang erhalten die Boote jedoch ihre poetisch-sinnhafte Bedeutung. Die unkonventionelle Aufstellung ist darüber hinaus nicht nur eine künstlerisch-ästhetische Entscheidung, sondern eine Anregung, Dinge und Gegebenheiten aus einer anderen Perspektive zu betrachten, die abseits von Normen und Gewohnheiten neue Möglichkeiten eröffnen können.
So sind die auf dem Trockenen positionierten Boote nicht einfach gestrandet, sondern aus ihnen wurde neues Potential geschöpft. Umgewandelt in Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten, regen sie dazu an, das Hier und Jetzt zu genießen und verweisen behutsam auf den Aufstellungsort des Pflegeheims. Hier finden viele Menschen ein neues Zuhause, die sich im ‚normalen‘ Alltag nicht mehr zurechtfinden und an einem geschützten Ort wie diesem, mit der richtigen Betreuung Verständnis und Wertschätzung erfahren. Die ‚RelationShips von Himberg‘ wollen sich nicht mit uns fortbewegen, sondern sind als strandkorbartige Pavillons zu Orten des Verweilens oder Austauschs geworden – und laden alle, die hier beieinandersitzen, dazu ein, gedanklich in die Ferne zu schweifen oder in Erinnerungen zu schwelgen.
Pressl selbst fasst es seinem Konzept folgendermaßen zusammen: „Das Schiff fungiert als Metapher und weckt Assoziationen. Glückliche Fahrt und Urlaub. Aber auch Hafen und Geborgenheit. Und vor allem das archetypische Bild der Schiffsreise als Lebensreise (…) das Boot ist, bei aller Ambivalenz, ein morphologisches Sinnbild unseres Daseins. ‚Land in Sicht!‘ lautet der Ruf knapp vor Erreichen des Zieles. Ein beruhigender Gedanke, einen Hafen gefunden zu haben. “