Zum Inhalt springen

Oskar Putz :
Landespensionistenheim Waidhofen an der Ybbs

Zurück
Waidhofen a.d. Ybbs, 1992

Information

Der subtile baukünstlerische Entwurf umfasst ein auf zwei Farben reduziertes Farbkonzept, einen grauen Teppich, eine Lichtdecke und ein Tageslicht spendendes Oberlicht. Vergoldetet Quadrate markieren die Kreuzwegstationen. Hinter dem Altar wurde ein einfaches, frei schwebendes Kreuz angebracht.

Das Konzept der räumlichen Gestaltung schließt für mich eine illustrative Bebilderung aus, ebenso eine Ausmalung im sinne einer dekorativen Inszenierung. Inhalt der gestalterischen Absicht ist es, eine räumliche Atmosphäre zu erzeugen, die die Möglichkeit zur Kontemplation fördert. Das ist im wesentlichen die Anforderung, die ein moderner Kultraum an einen Gestalter stellt. Diese Haltung schließt eine „designte“ Umgebung ebenso aus, wie einen dekorierten Gemeinschaftsraum. Der fast ausschließlich durch eine Farbe gestaltete Raum soll durch die psychologische und symbolische Wirkung der verwendeten Farbe die außergewöhnliche Atmosphäre eines Sakralraumes schaffen. Das dunkle Kobaltblau, das die räumlichen Dimensionen optisch auflöst, nimmt den gesamten Raum ein. Vor dem Eingang wurde eine Wand aufgestellt, um die Geschlossenheit des Ganzen nicht zu unterbrechen. Die Wand hinter dem Altar ist vergoldet und steht somit wie das Gold der Ikonen für Transzendenz. Der graue Spannteppich (Asche – die Farbe der Vergänglichkeit) wirkt beruhigend, akustisch dämpfend. Darüber eine gerasterte Lichtdecke, die gedimmt werden kann. Über dem Altar - ein einfacher Blick – strömt durch eine Öffnung in der Decke gedämpftes Tageslicht ein. Hinter dem Altar hängt, freischwebend, ein einfaches Kreuz. Die Kreuzwegstationen sind durch kleine vergoldete Quadrate – ursprünglich als römische Ziffern oder Lichter gedacht – gekennzeichnet, die in die Wand eingelassen sind. Der Raum sollte, bedingt durch seine besondere Position unter der Erde, die Atmosphäre von Katakomben anklingen lassen.
(Oskar Putz)