Georgia Creimer
:
Geliehene Landschaft
Zurück
Information
"Heimreise" war 2008 das Thema der wellenklänge. Die diesjährige "Artist in Residence" hätte passender nicht sein können: Die gebürtige Brasilianerin Georgia Creimer lebt seit 22 Jahren in Wien und hat damit heuer genau eine Hälfte ihres Lebens in Brasilien, die andere in Österreich verbracht. Auf die Frage "Wohin führt dich die Heimreise?" lautet ihre naheliegende Antwort: "In beide Richtungen."
Mit ihrem Projekt "Geliehene Landschaft" hat sie die "Heimreise" sehr unmittelbar interpretiert. Sie hat 28 Fotos der kleinen Stadt Lençóis in Brasilien nach Lunz gebracht und dort in Form von geschickt platzierten Schildern in einen Dialog mit der österreichischen Ortschaft gesetzt – Gebäude, eine Baustelle, den Seen, die Vegetation. Die Fotos waren so gewählt und aufgestellt, dass die Bilder aus Lençóis möglichst direkt mit ihrem neuen Hintergrund korrespondierten. Die Parallelen zwischen den zwei so weit voneinander entfernt liegenden Orten ließen Staunen aufkommen. Oft meinte man, man müsse nur den Blick etwas schwenken, um das Abbild in der Realität zu finden. Creimers Schilder wirkten wie Fenster in eine andere Welt: Man überwand für einen Augenblick die Entfernung, um im nächsten Moment wieder seinen Körper in Lunz zu spüren. Ähnlich wie in dem Film "Fenster nach Paris", in dem das Raum-Zeit-Kontinuum tatsächlich gebrochen wird, waren auch Georgia Creimers Fenster nur temporäre Fenster, nur "geliehene Landschaften", die aber bis zum Ende der "Leihfrist" kleine magische Reisen in eine andere Welt ermöglichten.
(Ruth Horak)