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Was ist ein Platz? Was ist ein Cy-Borg-Platz?

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Beendet
Wiener Neustadt, Mai 2008 – Aug 2008

Information

Ausgangspunkt für das Projekt war der Wunsch der Auftraggeber, den sogenannten BORG-Platz zu bespielen. Der BORG-Platz, der offiziell gar nicht so heißt, wird von den NutzerInnen so genannt. Er ist kein Platz im engeren Sinn, er ist einfach übrig geblieben – vor der Schule, dem BORG, und vor und hinter der Einfahrt zur Tiefgarage. Zur Entwicklung des Projekts fand Anfang März 2008 ein Workshop mit den geladenen KünstlerInnen statt, in dem sich die TeilnehmerInnen über Wiener Neustadt und den BORG-Platz (BORG = Bundesoberstufenrealgymnasium, Herzog-Leopold-Straße 32) umfassend informierten und das Thema "Was ist ein Platz?" diskutierten. Entstanden ist ein Science-Fiction-Projekt, das mit Facetten von "Brazil" und "Cyborgs", der Invasion der Autobahn und dem freien Fall spielte und damit versuchte, die Frage "Was ist ein Platz?" in den Raum zu stellen.


Ein Platz ist geprägt von der Architektur und den Menschen, die sich dort aufhalten, von der Geschichte und den Utopien, die sich in ihn einschreiben. Die KünstlerInnen fügten den bestehenden Bildern einige ungewohnte neue hinzu, die die eine oder andere Möglichkeit eröffneten, den Platz neu zu denken. Gekennzeichnet war "Was ist ein Platz?" durch subtile und anspielungsreiche poetische Interventionen an der Grenze zur Sichtbarkeit ebenso wie durch lautstarke und raumgreifende Eingriffe. Das Projekt hinterließ manche RezipientInnen ratlos, andere aggressiv, wieder andere erheitert oder sogar für einen Augenblick beglückt.

Mitwirkende

Kuration

Beiträge

Sebastian Walther

"Brazil"

Sebastian Walther entführte uns in den Film "Brazil", indem er zwei Kehrwagen von Wiener Neustadt mit der Aufschrift "Central Services" versah und durch Lautsprecher die Straßen und Plätze mit der Musik des Filmklassikers beschallen ließ. In dem Science-Fiction-Film "Brazil" von 1985 ist die gesamte Infrastruktur in der Hand der dominanten "Central Services", die Kanalisation ebenso wie alle Haushaltsgeräte. Die "Central Services" verschaffen sich dadurch Zugang zu allen Lebensbereichen. 

Paul Petritsch, Nicole Six

"Schall und Rauch, die Vertikale und der freie Fall"

Zur Eröffnung wurden die PassantInnen Zeugen der Arbeit "Schall und Rauch, die Vertikale und der freie Fall" von Nicole Six und Paul Petritsch. Ausgehend von der nahezu beklemmenden Zufriedenheit der NutzerInnen und der Verantwortlichen für den sogenannten BORG-Platz sowie der echten und konstruierten Geschichte Wiener Neustadts und des Platzes realisierten Six und Petritsch ein nur wenige Minuten dauerndes Projekt. Ein Sportflugzeug zog zwei Kreise am Himmel über dem BORG-Platz und stieß dabei braunen Rauch aus. Die Geschwindigkeit des Flugzeugs, die Hörbarkeit, seine Höhe und das Ausmessen des Ortes durch eine wolkige Kreisform rückten den „Platz des Geschehens“ für kurze Zeit in das Zentrum. Einerseits waren die AnrainerInnen angesprochen, das ungewöhnliche Tun zu hinterfragen, andererseits war dieses "kurze" Zeichen weithin sichtbar. Was meinten Six und Petritsch aber mit dem "freien Fall"?

Folke Köbberling, Martin Kaltwasser

"Autobahnkreuz"

Auf die Rolle des Automobils und seine dominanten Raumansprüche verwies die Großskulptur "Autobahnkreuz" der Berliner Künstler Folke Köbberling und Martin Kaltwasser im Esperantopark, die zunächst auf Skepsis und Ablehnung der Jugendlichen, die den Park als ihren Aufenthaltsort nutzen, stieß. Einzelne Jugendliche konnten jedoch von Folke Köbberling überzeugt und zur Mitarbeit angeregt werden. Die Arbeit aus Holz befand sich auf dem Rasen und stellte eine verkleinerte und damit begehbare Autobahnauffahrt, ein sogenanntes Autobahnkleeblatt, dar. Leider hatte es nur am Tag der Eröffnung Bestand und wurde bereits in der darauffolgenden Nacht so nachhaltig zerstört, dass es abgetragen werden musste. Eine Ursache für den Vandalismus könnte neben der Skepsis gegenüber dem Kunstprojekt auch die prekäre Raumsituation der Jugendlichen in der Schulstadt Wiener Neustadt gewesen sein.

Markus Grabenwöger

"Ist das ein Platz?"

Markus Grabenwöger stellte ganz direkt die Frage: "Ist das ein Platz?" Und er ließ die PassantInnen fiktiv abstimmen. Seine Verspiegelung des Eingangs zur Tiefgarage sollte den Platz visuell erweitern.

GirlsOnHorses

Ohne Titel

GirlsOnHorses affichierten in der ganzen Stadt fiktive Veranstaltungsplakate, die den lokalen zum Verwechseln ähnlich sahen, mit Texten wie "Unter dem Image, da liegt der Strand", "Hier beginnt die unsichtbare Stadt", "Gegenüber wird Aufruhr inszeniert" und legten damit eine reale Stadt als Intervention der Cyborgs wie ein Netz über Wiener Neustadt. Der ursprünglich mit SchülerInnen des BORG geplante Workshop zum Thema "öffentlicher Raum" konnte leider aufgrund von Terminproblemen nicht stattfinden.

Bilder (6)