Für Wen, Warum und Wie weiter? - Die Rolle von Kunst im Kontext urbaner Entwicklungen zwischen Freiraum und Abhängigkeit.
Am 11. 03. 2010
Kunstraum Niederösterreich
Konzept und Moderation: Barbara Holub
Die Kuratorinnen Hildegund Amanshauser, Barbara Holub und Manuela Ammer wurden von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich eingeladen, je einen Gesprächsabend zu dem umfangreichen Themenkomplex "Kunst im öffentlichen Raum" zu gestalten. Den jeweiligen Erfahrungs- und Wirkungshintergründen entsprechend, fanden drei sehr unterschiedliche Diskussionsrunden statt. Als TeilnehmerInnen waren Künstler*innen, Kurator*innen, KunstkritikerInnen u. a. geladen, um unterschiedlichste Blickwinkel einzubeziehen. In Kooperation mit der FH St. Pölten konnten zwei der Gesprächsabende dokumentiert werden.
In den letzten Jahren wurden in Europa Kunst und künstlerische Praktiken im urbanen Raum zunehmend von Regeneration-Prozessen geprägt und gezielt zur Image-Findung in neuen Stadtentwicklungsgebieten, zur Schaffung einer neuen Identität in Umstrukturierungsprozessen oder zur Problemlösung vorhandener (oft sozialer) Defizite herangezogen. Damit einhergehend fand eine immer stärkere Kategorisierung der Künstler*innen und der jeweiligen künstlerischen Praxis statt, von internationalen "Blue-Chip-Artists" bis zu "community based practices".
Das Programm ist bekannt und immer austauschbarer: Eine Mischung aus kurzfristigen Events und Projekten, Vermittlungsprogrammen, guided tours auf verschiedenen Beteiligungslevels, begleitet von der Herausgabe von Medien wie Websites, Magazinen etc. Doch wohin mit den angeschobenen Kommunikationsprozessen, wenn die KünstlerInnen wieder weg sind? Dann müssen doch wieder Sozialarbeiter übernehmen und die Architektinnen, Stadtplanerinnen, und Developer gehen alle wieder ihrer gewohnten Wege.
Ist es erstrebenswert, Kunst wieder von den konkreten Wirkungshoffnungen der Stakeholder zu befreien? Sollten dann die Künstler*innen, die im Rahmen von Stadtentwicklung funktionalisiert werden, nicht den anderen Expert*innen gleichgestellt werden, d.h. den gesamten Prozess begleiten, anstatt punktuelle Aufgaben zu übernehmen? Wo liegen die Risiken aber auch die Vorteile, seine Arbeit dafür einzusetzen, "to make the world a better place"? Wie kann Kunst ihr kritisches Potential entfalten, ohne dass dieses sofort vereinnahmt wird?
Session 1:
Welche Rolle kommt neu gegründeten Kunstinstitutionen in Bezug auf den urbanen Raum und regionale Entwicklungen zu? Welche Bedeutung hat Kunst bei der Entwicklung neuer Identitäten in den europäischen Großstädten und Regionen "nach der Industrie"?
Session 2:
Wie können innovative, experimentellere urbanistische und künstlerische Praktiken Eingang in längerfristige Planungen finden und den von vorwiegend von Neoliberalismus dominierten Prozessen entgegenwirken? Wie kann die Lehre auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und als Katalysator von Prozessen agieren?