Zum Inhalt springen

Melk Hafenspitz

Vermittlung INVENTOUR INVENTOUR 2022

Kunstvermittlung

Ein neues Wahrzeichen für die Donau

Im Zuge der Neugestaltung des Hafens und der Schiffsanlegestellen wurde eine permanente künstlerische Arbeit der estnische Künstlerin Kris Lemsalu am neuralgischen Ort zwischen Donau und Melker Altarm realisiert.

Die Skulptur DOORA ist ein mythisches Wesen für das Ufer der Donau, ein Mischwesen aus Fisch, Vogel, Mensch und Tor, das in der Neuzeit angekommen ist. Von weitem sichtbar soll sie Passant*innen einladen, kurz anzuhalten, vielleicht zu rasten und ermuntert groß und klein, unter ihr durchzuschreiten, nach Melk oder in die Wachau, symbolisch und spielerisch.

DOORA, Kris Lemsalu, Melk, 2022
© Koernoe
Die zuerst gesammelten Fundstücke aus „DOORAS Garten“ wurden in Schaukästen arrangiert.
© Koernoe

Die Vermittlung nahm die Skulptur DOORA der estnischen Künstlerin Kris Lemsalu als Ausgangspunkt für eine mikrokosmische Wanderung am Gelände des neu angelegten Hafenspitzes. Die Schiffsanlegestellen und der Melker Altarm, an dessen Spitz die Skulptur positioniert ist, umschließen eine Auenlandschaft mit Bäumen, Gräsern und Blumen, die einlädt, einen genaueren Blick auf „DOORAs Garten“ zu werfen.

Dieser imaginäre Garten ist aus mehreren Gründen ein interessantes Areal: ursprünglich ein reines Auwaldgebiet, das von kleineren Wegen durchzogen war, wurde es in den letzten Jahrzehnten in immer größerem Umfang zu einer touristischen Anlage transformiert. Ein Campingplatz und ein Restaurant wurden im letzten Jahr um einen großen Parkplatz und mehrere Schiffsanlegestellen ergänzt. Die nun großräumig angelegten Verkehrsflächen für Ankommende und Abreisende, sowie einige Gehminuten weiter die Wachauarena – eine Open Air Konzert Anlage – nehmen einen großen Teil des ursprünglichen Auwalds ein. Und dennoch, überall da, wo sich die Möglichkeit bietet, schafft sich die Pflanzenwelt wieder ihren Raum.

Dieser stark spürbare Gegensatz zwischen Wildwuchs, Kultivierung und Versiegelung wurde zum Anlaß für einen Forschungsspaziergang genommen. Gemeinsam mit Tier- und Pflanzenspezialist*innen wurde im Rahmen eines Workshops mit der Volksschule Melk das Unscheinbare ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: die Schüler*innen beobachteten und sammelten im Umfeld der DOORA. Vieles wurde dabei entdeckt, von Abfällen, Blumen und Blättern, über zahlreiche FFP2-Masken, hin zu Zigarettenstummeln, Schneckenhäusern und vielem mehr. Begleitet wurden sie dabei von der Gärtnerin des Melker Stiftsgarten Andrea Edelbacher.

Forschungsspaziergang der Volksschule Melk mit der Künstlerin Edith Payer.
© Koernoe
© Koernoe
© Koernoe

Beachtung fand nicht nur die Besonderheit einer von Zivilisationsabfällen durchkreuzten Pflanzen- und Tierwelt rund um den Hafenspitz, sondern auch die Lebewesen entlang des Uferbereichs der Donau. Das Sammeln von Wildkräutern, essbaren Pflanzen und Fundstücken aller Art schärfte den Blick für die nur allzu oft übersehenen Details unserer Umgebung. Mit dem abschließenden Zusammenstellen der Fundobjekte in Schaukästen wurde die Mikrowanderung museal anmutend dokumentiert. Dabei folgten die Kinder nicht nur klassischen „musealen Präsentationsformen“, sondern ordneten die Materialien auch auf sehr berührende Weise zueinander: In manchen Boxen diente ein ausladendes Blumenarrangement als Basis, in welches eine Reihe an Fundstücken eingearbeitet wurden; bei anderen wurde wild ineinander und übereinander gesteckt, eine weitere Box zeigte den bewussten Verlauf von natürlichen zu artifiziellen Gegenständen. Allen Sammlungsboxen gemein war aber, dass sie den Hafenspitz als Fundort auf erstaunliche Weise widerspiegelten.

Das Highlight unter den Sammlungsobjekten waren aber letztendlich die massenhaft zusammengetragenen Zigarettenstummel, die phantasievoll in fast jeder der Boxen platziert wurden.

Zum Abschluss wurden die fertigen Boxen rund um die Skulptur angeordnet.

In leicht abgeänderter Form fand der Rundgang ein zweites Mal im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-Jahre-Niederösterreich-Jubiläums statt. Gemeinsam mit der Pflanzenexpertin Andrea Edelbacher und der Hydrologin Christina Gruber wurde mit einer interessierten Gruppe die Besonderheit des Auengebietes für die Fauna und Flora besprochen.

Gemeinsam mit der Künstlerin Edith Payer werden die Fundstücke in Schaukästen arrangiert
© Koernoe
Die Hydrologin und Künstlerin Christina Gruber weist auf die Besonderheiten des Augebietes als Lebensraum für Tiere und Pflanzen hin
© Koernoe
© Koernoe
© Koernoe
© Koernoe

Freies Arbeiten mit Theresa Horlacher und Felix Grühbaum

Workshop mit der Jakob Prandtauer Musik-Mittelschule Melk:

Als wir gefragt wurden, einen Workshop für die Musikmittelschule Melk zu konzipieren, war für uns schnell klar, dass das Freie Arbeiten dabei im Mittelpunkt stehen musste. Da DOORA auch aus mehreren Materialen besteht, haben wir uns dazu entschieden auch für den Workshop eine möglichst hohe Materialvielfalt anzubieten und das Thema der „Fabelwesen“ aufzugreifen.

Zu Beginn des Workshops haben wir ein konzentriertes Arbeitsumfeld hergestellt. Wir haben die mitgebrachten Materialen – Pappmachée, Gipsmaschen, Karton, Klebeband, Draht und Knetmasse – auf verschiedene Tischstationen im Raum verteilt. Die Schüler*innen begannen selbstständig zu Arbeiten. Für Fragen und Probleme standen wir mit Rat und Tat zur Seite. Beim Arbeiten entstanden Gespräche übers Arbeiten. Verschiedene Probleme wurden gelöst und neues Material entdeckt. Es war beeindruckend wir kreativ und enthusiastisch die Jugendlichen waren.

(Theresa Horlacher und Felix Grühbaum, AgidS, Akademie der bildenden Künste)

Eine Atelier–ähnliche Arbeitsatmosphäre stellte sich schnell ein und jeder war auf sein individuelles Projekt fokussiert. Es entstanden wundervolle kreative Arbeiten.
© Koernoe
Die Kinder gestalten ihre eigenen Skulpturen aus verschiedenen Materialien.
© Koernoe
Die Kinder gestalten ihre eigenen Skulpturen aus verschiedenen Materialien.
© Koernoe
Die Kinder gestalten ihre eigenen Skulpturen aus verschiedenen Materialien.
© Koernoe

Theresa Katharina Hörlacher studiert Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien und hat zuvor Malerei an der Kunstakademie Münster studiert.

Felix Grühbaum, Künstlername: Dante Schmieder, studiert Bildhauerei und Installation an der Akademie der bildenden Künste Wien.