Nicole Six,
Paul Petritsch
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Feuerstelle
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Information
Klein-Meiseldorf hat, wie die Mehrzahl der Gemeinden am Land, in den vergangenen Jahrzehnten vieles verloren, was für eine dörfliche Gemeinschaft von zentraler Bedeutung ist: die Post, das letzte Gasthaus und eine Haltestelle an der Franz-Josefs Bahn. Nun haben sich die Bewohner*innen zusammengetan und entsprechend ihrer Bedürfnisse an der Stelle eines leerstehenden Gebäudeensembles ein neues Dorfzentrum geschaffen, um ihrem Wunsch nach Gemeinschaft wieder Raum zu geben. Dieser Ort sollte einen Veranstaltungs- und Ausstellungsraum, ein Jugendzentrum, einen Nahversorger und ein kleines Café sowie einen öffentlichen Raum für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten beinhalten – einen Treffpunkt bilden für alle und eine neue Identität für die gesamte aus Kattau, Klein-Meiseldorf, Maigen und Stockern bestehende Gemeinde.
Wasserholen oder einfach Herumsitzen / Parkplatz und Wasserbecken / Getränke und Füße kühlen / Grillplatz und Dorffest / Treffpunkt für Jugendliche neben dem Jugendzentrum / gemeinsames Maibaumaufstellen / den Jahresablauf zelebrieren – Osterfeuer und Sonnwendfeier / die Windrichtung im Blick haben / das Größenverhältnis von Erde und Mond zeigen, kurz: der neue Dorfplatz in Klein-Meiseldorf, zwischen Einkaufsmöglichkeit und Veranstaltungssaal, soll zukünftig vielfältig nutzbar sein und gleichzeitig an die Geschichte der Gegend erinnern. Das Künstler*innen-Duo Nicole Six und Paul Petritsch hat für diese facettenreichen Verwendungsmöglichkeiten, die dieser neue Ort Raum bieten sollte, vielschichtige und zeitgemäße Lösungen entwickelt, die auf drei Elementen basieren: einer Feuerstelle auf einer geschliffenen Betonfläche, einem Brunnen aus Lärchenholz in der Dimension eines parkenden Autos und einem flexiblen „Sitzmobiliar“ aus stehenden und liegenden Holzbalken und Betonfertigteilen. Dazwischen verteilen sich Gesteinsbrocken aus den umliegenden Steinbrüchen. Neben den Objekten gibt es eine weitere Ebene: in den Boden gezeichnete Kreise und Linien verweisen auf die Erde, den Sonnenverlauf, die Datumsgrenze und andere Planetensysteme.
Dem Platz ist so ein subtiles Geflecht von verschiedenen Erzählungen über die Zeit und das Verhältnis dieses Ortes und seiner Bewohner*innen zur Umgebung und weiter zur Welt eingeschrieben: von der Urzeit, das Eggenburger Meer, die Zeitrechnung an sich, über die Globalisierung, das Handwerk, die industrielle Fertigung bis hin zu Solarstrom, Wasser und Feuer. All diese Komponenten verbinden sich zu einer losen Assoziationskette, die die Besucher*innen mit unaufgeregter Leichtigkeit einlädt, gedanklich vom Existentiellem zum Alltäglichen zu schweifen. Der Platz heißt Bewohner*innen und Gäste willkommen und lädt ein, sich hier zu treffen, sich auszuruhen, zu feiern und aktiv zu werden - Gemeinschaft in seinen unterschiedlichen Formen zu leben.