Du oder ich? Collective Soul. Ethik des Miteinanders.
ZurückKünstlerInnen
- Mit
Information
Ein temporäres Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum von Melk in Zusammenarbeit der Abt. Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich / Kunst im öffentlichen Raum, den Freunden der Festspiele Melk und der Stadt Melk sowie dem Stift Melk in Kooperation mit KulturKontakt Austria / BKA und FLUC sowie dem Fachbereich Kunst mit erweiterter malerischer Raum-Aktion / Skulptur / Installation im öffentlichen Raum (Leitung Judith Huemer) der Akademie der bildenden Künste Wien.
Mitwirkende
- Kuration
- Produktion
Beiträge
Ðejmi Hadorvić, Giovanna Graziosi Casimiro, Lina Albrikienė, Dante Buu, Olson Lamaj
Plakatprojekt "Transcultural Emancipation Extension"
Worin bestehen heute emanzipatorische Prozesse, Aktionen zur Befreiung von gesellschaftlichen Normen und von medienpolitsch forcierten, einschlägigen Weltanschauungen? Wie können in der Diskussion daüber neue Territorien geöffnet werden, um in diesem Zusammenhang stehende, transkulturelle Positionen zu artikulieren? Welche Fähigkeiten, sozialen Beziehungen, individuelle Lebensperspektiven spielen in der Ausbildung einer differenzierten Sichtweise hinein? Diese und ähnliche Fragestellungen liegen der Auseinandersetzung der KünstlerInnen des Billboardprojekts zugrunde.
Youtopia
Giovanna Graziosi Casimiro
Youtopia stellt das Konzept der Utopie in Zeiten von Hochtechnologie und im Bewusstsein der Grenzen des menschlichen Körpers in Frage. Eine omnipräsente Cyber-Kultur ersetzt den Glauben an einen Gott, an ein Leben nach dem Tod. Von Apple bis Oracle wird uns in Analogie von Technik und Religion Allwissenheit, Allmacht und Omnipräsenz vorgegaukelt. Dieser neue Gott, entwickelt vom Menschen, wirft seine Augen mittels vielzähliger Überwachungsmechanismen auf uns, ohne dass wir es bemerken. Es gibt keine Rassen, kein Geschlecht, keine Vorurteile mehr, den der neue Gott sieht jeden als kleinen Teil einer Maschine, einer ungeheuren Ansammlung aus Daten. Die Seele wird Messwert und der Neue Gott wartet auf den nächsten Click.
Zahida is a Feminist
Ðejmi Hadorvić
Ich beabsichtige mit meiner künstlerischen Arbeit die heutigen bosnischen Frauen durch andere Aspekte zu zeigen, durch Aspekte, die nicht von den Augen der anderen dominiert werden. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die bosnischen Frauen vorwiegend durch zwei Bilder präsentiert: als Opfer oder als Hausfrau. Ich möchte mit diesen stereotypen Bildern produziert durch eine ethnische Zugehörigkeit, die mich als Bosnierin nach einem kulturellen Habitus zu definieren versuchen, brechen.
The Promised Land
Lina Albrikienė
Den Ausgangspunkt für The Promised Land bilden umfassende Recherchen, die sie als historisches, episches und symbolisches Beispiel in Detroit vor Ort durchführte. Seit seiner Gründung hat Detroit drei Rassenunruhen erlitten und drei Mal ist die Stadt bis auf den Grund abgebrannt. Während des Aufstiegs Detroits zwischen 1920 und 1960 kamen infolge von großen Migrationsströmungen mehr als eine Million Afroamerikaner von den Baumwolllfeldern des Südens nach Detroit. Detroit wurde während des Booms der Autoindustrie als das verheißene Land betrachtet. Nach dem Niedergang wirkt Detroit durch seine verlassenen Hochhäuser wie eine Geisterstadt.
Mi nikada nismo bili
Dante Buu
Mi nikada nismo bili gestaltet sich aus einer Serie von Close ups, die einander küssende Paare mit umgangssprachlichen bosnischen Ausdrücken wie ortaci (serbischer Slangausdruck für bester Freund im Arbeitsjargon), jarani (bonischer Slangausdruck für bester Freund), kumovi (bester Mann für die Ehe und als Familenvater), drugovi (Freunde, Kumpel) und bráci (Bruder) kombiniert, um gegenseitige Anziehungen, zwischen heterosexuellen Männern zu beschreiben.
Passing Through The Grass
Olson Lamaj
Passing Through The Grass reflektiert unser gegenwärtiges Leben, das mehr und mehr von einem konstanten sich Fortbewegen von einem Land zum anderen handelt. Bei einem meiner Flüge
von Österreich nach Albanien schaute ich aus dem Fenster des Flugzeuges und bemerkte wie das Flugzeug ein Fußballfeld in der Nähe des Flughafens überfliegt und einen Schatten wirft. Diese Episode veranlasste mich dazu, auf dieses Territorium zurückzukehren, um ein Foto von dem Fußballfeld zu machen, mit dem Schatten eines Flugzeuges darüber.
Female Obsession
Watch out for Conterbalance
In ihrer Installation "Watch out for Conterbalance Female Obsession" nützt Female Obsession die Konstruktion der Melkbrücke zur Anbringung von manifestartigen Statements die sich im Kontext von Du oder ich? - Collective Soul. Ethik des Miteinanders mit Demografien unserer gegenwärtigen Gesellschaftstruktur befassen.
Libidiunga Cardoso, Caetano Carvalho, MARSSARES
PALAFITA (für Melk)
In einem ständig sich verändernden Prozess des Auf- und Umbauens befindet sich die aus Holzstäben und Brettern konstruierte Installation PALAFITA (für
Melk) der brasilianischen Künstler Libidiunga Cardoso & Caetano Carvalho & MARSSARES, deren interaktive, partizipatorische Konzeption sich auf den brasilianischen Neoconcretismo bezieht.
PALAFITA begreift sich als lebendiger Organismus, der sich Methoden der Tropenarchitektur bedient und fordert die BesucherInnen und PassantInnen auf, als TeilnehmerInnen selbst schöpferisch tätig zu werden. Durch das Einbeziehen von Hören, Fühlen, Riechen, Tasten wird ein Raum für sensorische und formale Experimente geschaffen, sowie eine Erweiterung der Körpererfahrung aller Beteiligter ermöglicht. PALAFITA knüpft mit diesem Prozess der Selbstermächtigung an jene Gegenbewegungen in der brasilianische Kunst an, die gegen postkoloniale Nachwirkungen in der Übernahme von Wertbildungen protestierten.
Kadija de Paula, Chico Togni
Centenario da erradicação de los Perros y Gatos de Las Grandes Ciudades
Vor der offiziellen Eröffnung wurden vom 10. bis zum 15. Juni zwei verschieden gestaltete Flyer an die Bevölkerung von Melk verteilt. In einer futuristischen science-fiction-artigen Sprache verfasst kündigt der erste das 100-jährige Jubiläum der Ausrottung der Hunde und Katzen aus den großen Städten an. Der zweite lud die Gemeinschaft von Melk zu einem Eröffnungsfest und der performativen Einweihung eines öffentlichen Grillplatzes ein, der von den Künstlerinnen in Form einer skulpturalen Installation errichtet wurde. Die Künstlerin Kadija de Paula verbindet in ihrer Arbeit Text, Performance und Essen, um gängige Vorstellungen von Selbst-Organisation und ökonomischen Praktiken sowie die Inhumanität unserer Lebensmittelindustrie zu hinterfragen. Chico Togni baut aus gefundenen Materialien Strukturen und Gegenstände, die "Events" erzeugen und sozialen Austausch erfahrbar machen sollen. Zusammen schaffen sie Situationen und Happenings, die den Wert von Ressourcen udn tradierten sozialen Praktiken hinterfragen.
TEAM OLYMP
Niagara Melk
Die Donau treibt Touristen nach Melk - sie prägt die Schönheit der Wachau. Wassermassen, die an den Augen vorbeirollen. Doch birgt diese Naturgewalt auch beachtliche Gefahren. In Melk ist das potentielle Hochwasser omnipräsent – die Stadt ist gerüstet gegen die drohenden Wassermassen. Die Stahlbrücke über den Donauarm hat eine besondere Schutzvorrichtung: eine Hebekonstruktion, mit der sie bei Hochwasser nach oben gezogen werden kann. Mit Niagara Melk wollen wir eine Hochzeit zwischen der Brücke und dem Fluss feiern. Bei Hochwasser ist die gängige und erste Möglichkeit, das überflutete Objekt von Wasser zu befreien, indem man eine Menschenkette bildet und mit Kübeln das Wasser ausschöpft. Dieser Formensprache bedienen wir uns. Nicht um einer Naturkatastrophe entgegenzuwirken, sondern um ein Naturspektakel zu generieren. Ein Wasserfall der durch Zusammenarbeit und die Kraft vieler Menschen generiert wird. Die Geräusche der Performance werden aufgenommen und sind als akustisches Gedächtnis in den nächsten Wochen als Sound-Installation auf der Brücke zu hören.
Julia Riederer, Lisa Jäger, Nikolaus Eckhard (Studierende im Fachbereich Kunst mit erweiterter malerischer Raum-Aktion / Skulptur / Installation im öffentlichen Raum der Akademie der bildenden Künste Wien)
Taro Meissner
One as One
Ein Ornament, konstruiert aus einfachen Sperrholzplatten und Gewindestangen spielgelt die nackte, freigelegte Konstruktion der St. Leopold Brücke wider. Die streng geometrische Form der Brücke ist die Basis aus der das Ornament entsteht. Mit Hilfe von Linien und Kreisen wird ein Modul geschaffen, ein Bausatz, der die Brücke transformiert, jedoch nicht von ihrer genuinen Charakteristik ablenkt, sondern diese herausstreicht und in ihr aufgeht. Der fragmentarische Zustand dieses Ornaments basiert auf unterschiedlichen Fragestellungen bezüglich des Wesens eines Ornaments. Es wird untersucht, inwieweit die Aussage zutrifft, dass nicht alle Teile benötigt werden, um das Ganze zu verstehen, es demnach möglich ist beliebig, Teile eines Ornaments zu entfernen oder hinzuzufügen, ohne das Gesamtverständnis grundlegend zu beeinflussen. Diesem Phänomen der Emergenz, dass etwas mehr ist als nur die Summe siner Teile, wird hier untersucht. Insbesonder ob, wie und wann einzelne Teile einr Gruppe nicht nur als Repräsentatnen dieser gesehen, sondern auch individuell für sich wahrgenommen werden.
Cäcilia Brown, Marc Alexandre Dumoulin, Baptiste El Baz
Jacquerie des Croquants
Auf einem Auto montiert, befindet sich eine säulenartige Skulptur aus Stroh auf einem Holzgerüst, die an eine Pestsäule erinnert. Wir haben an die Pestsäule gedacht, weil sie als Skulptur im öffentlichen Raum im ganzen ehemaligen Gebiet der k. und k. Doppelmonarchie vorkommt und so einen unüblichen Hintergrund hat. Ein Monument für eine unkontrollierbare Kraft, die die Menschheit an sich bedroht. Heute ist zwar eine andere Situation, aber der Anstieg des radikalen Extremismus, die Gewalt in Zusammenhang mit der »Flüchtlingskrise«, die Kriege und Konflikte in Syrien, Afghanistan, etc., die Drohgebärden verschiedener Staatsobermänner und der blühende Populismus tragen alle bei zu einer Stimmung des Ausnahmezustands und Hilflosigkeit gegenüber einer Welt, die im Chaos und Unheil zu versinken scheint.
Die Heusäule auf dem Auto weckt verschiedene Assoziationen bei uns: Brauchtum, Umzüge, Sonnwendfeuer, Guy Fawkes Tag, Faschingsumzüge, etc..
Daniel Lie, Libidiunga Cardoso
Performances
Exorbitant Exuberance
Libidiunga Cardoso
Wie aus einem Computerspiel entsprungen, bewegen sich zwei Performer im Outfit von Avataren durch die Stadt Melk. Der Begriff Avatar leitet sich aus dem Sanskirt ab, bedeutet Abstieg und bezieht sich auf das Herabsteigen einer imaginierten Gottheit in irdische Sphären. In Internetforen und sozialen Netzwerken dient die 3D-Figur oder das Icon des Avatars als optische Identifikationsfigur. In der Performance "Exorbitant Exuberance" entwickeln die zwei durch die Stadt Melk spazierende Avatare eine direkte Choreographie in ihrer Benützung von öffentlichen Plätzen, vorhandenem Mobiliar und Monumenten. Sie befragen kulturelle Ausdrucksformen im Zusammenhang mit dem öffentlichen Raum als Ort zur Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Relevanzen und Erwartungshaltungen gegenüber politisch motivierten Konzepten von Kunst. 2500 Jahre später schrieb der Künstler Jianan Que diesen berühmten Satz von Confucius in einer performativen Aktion an eine Mauer im öffentlichen Raum von Melk in Gegebenüberstellung zur religiösen Geschichte der Stadt und zur aktuellen politischen Situation. Wann sind wir endlich soweit, mit Sorgfalt mit dem realen Leben von uns allen umzugehen?
Preparation
Daniel Lie
In seiner Performance "Preparation" baut Daniel Lie ein flaches Bett aus Holzzweigen nahe am Fluss und schmückt es mit Blumen. Im Wasser des Flusses dem Rhythmus der Wellen folgend gestaltet sich das flache Bett gleich einer Tragbahre zu einer transzendenten Aussage über Prozesse des Loslassens und damit in Zusammenhang stehenden Ritualen. "Preparation" thematisiert die Unausweichlichkeit des Todes und die soziopolitische Funktion von Emotional Fields, durch deren Schaffung mittels ritualisierter Abläufe verschiedene Gruppen von Individuen gleichzeitig diesselbe Emotion teilen, wie bespielsweise beim brasilianischen Candomblé Ritual.
Olson Lamaj
Passing Through The Grass
Passing Through The Grass reflektiert unser gegenwärtiges Leben, das mehr und mehr von einem konstanten sich Fortbewegen von einem Land zum anderen handelt. Bei einem meiner Flüge
von Österreich nach Albanien schaute ich aus dem Fenster des Flugzeuges und bemerkte wie das Flugzeug ein Fußballfeld in der Nähe des Flughafens überfliegt und einen Schatten wirft. Diese Episode veranlasste mich dazu, auf dieses Territorium zurückzukehren, um ein Foto von dem Fußballfeld zu machen, mit dem Schatten eines Flugzeuges darüber.