Wir haben alle ein Motiv
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Information
Neun KünstlerInnen aus Linz (Experimentelle Visuelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz) und vier KünstlerInnen aus Wien (Institut für Kunst und Gestaltung an der TU Wien/Architektur) entwickelten ortsbezogene Arbeiten für die Keller des Kellerdorfes von Unterstinkenbrunn. Nach einigen Besuchen und Aufenthalten wurden alle Arbeiten speziell für die Keller konzipiert: Sie handelten von den Image- und Wirtschaftsverschiebungen – im für seine Weinkeller bekannten Unterstinkenbrunn erfolgte in den letzten Jahren ein Shift weg vom Wein und hin zu der leichter anzubauenden und zu erntenden Zwiebel – und nahmen ihren Ausgangspunkt bei ortsspezifischen Geschichten und Legenden oder den speziellen akustischen und raumqualitativen Gegebenheiten der Keller.
Die KünstlerInnen und Künstlergruppen nahmen sowohl die Gewölbe der Keller sowie deren vorangestellte Eintritts- und Aufenthaltsräume (frühere Arbeitsräume zur Weinherstellung) als auch das Kellerdorf selbst als Ausgangspunkt, um multimediale Installationen zu entwickeln und zu platzieren. Der Titel „Wir haben alle ein Motiv“ spielte auf die künstlerischen Motive, auf die Motive, die Veranstaltung zu bespielen und sie zu besuchen, auf die wirtschaftlichen Motive, vom Weinanbau zum Zwiebelanbau zu wechseln, sowie auf eventuelle kriminelle Motive im Lebens- und Wirtschaftszusammenhang, die auch im ländlichen Raum vorkommen, an.
Mitwirkende
- Kuration
Beiträge
Stroem
"Um woandershin zu kommen, muss man noch mindestens doppelt so schnell laufen!" In einer interaktiven Installation von Florian Gruber, Nikolaus Hartmann, Thomas Lorenz, Christina Simmel wurden projizierte Videobilder durch die Bewegungen von BesucherInnen verändert. Über Sensoren und eine Mikrofonstation konnten BenutzerInnen der Installation versuchen, in Unterstinkenbrunn entstandenes Video- und Bildmaterial, das hinter bzw. unter abstrakten Bildern und Störsignalen verborgen lag, sichtbar zu machen. "Ein Mensch mit einer Uhr weiß, wie spät es ist. Ein Mensch mit zwei Uhren ist sich nie sicher."
Verena Henetmayr
Verena Henetmayr verloste während der Laufzeit von "Wir haben alle ein Motiv" an einige Personen ein exklusives Dinner in einem extra dafür ausgestatteten Weinkeller. Sie kochte, bediente und schlüpfte zugleich in die Rolle einer "prominenten" Person, die sich die Gewinnerin/der Gewinner, die/der am Eröffnungsabend gelost wurde, auf dem Anmeldebogen ausgesucht hatte. Das "dinner for one" fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Aranka Jell
In der Videoarbeit von Aranka Jell erzählen UnterstinkenbrunnerInnen lustige und interessante Geschichten aus dem Dorf und ihrem Leben. Jell versuchte mit ihrer Arbeit, allgemeine Geschichten (Legenden, Sagen, Geschichte) mit persönlichen Geschichten und Gerüchten zu verknüpfen.
Sabrina Kern, Kristina Kornmüller
Sabrina Kern und Kristina Kornmüllerbeschäftigten sich mit drei speziellen Orten in Unterstinkenbrunn, die ihnen bei ihren zwei Besuchen aufgefallen sind, und den mit diesen Orten verknüpften Menschen – den sogenannten seltsamen Orten und den sogenannten seltsamen Menschen eines Dorfes. Während zweier Besuche führten sie Gespräche, die sie in eine sehr reduzierte Soundinstallation mit einzelnen (flüsternden) Gegenständen aus Einmachgläsern in einem Kellerregal verarbeiteten.
Evelyn Kuntscher
In der Arbeit von Evelyn Kuntscher wurde eine imaginäre U-Bahn-Station errichtet. Durch akustische und punktuell eingesetzte visuelle Reize wurde aus dem "tunnelförmigen" Weinkeller ein Transitraum, der zwischen dem entlegenen Dorf und großen Städten vermittelte. Themen wie Lokalität, Abgeschiedenheit, Infrastrukturmaßnahmen oder Pendlerschicksale wurden reflektiert: Warum liegt Unterstinkenbrunn nicht an der Bahn? Warum spielt es heute keine Rolle mehr, einen Bahnanschluss zu haben? Warum plant die Schweiz als einziges Land eine überregionale U-Bahn? Evelyn Kuntscher wählte sich aus den Kellern einen mit einem offenen Ende. Ist das der Beginn der U-Bahn-Baustelle?
Helmut Küblböck
Eine Kamerafahrt durch die Keller von Unterstinkenbrunn: Die Kamera schwebt durch den ersten Weinkeller, die Stufen hinunter und fährt den Keller entlang. Vor dem Ende wird zum nächsten Weinkeller überblendet. So entsteht eine Reise durch die Unterwelten von Unterstinkenbrunn. In den Kellern ist es dunkel. Auf der Kamera befindet sich eine Lichtquelle, die den Raum nur schwach ausleuchtet. Weinfässer tauchen aus der Dunkelheit auf, werfen Schatten und verschwinden wieder.
Johannes Ramsl
"Delete" war eine Installation über die technischen Grenzen des analogen Films. Ein 16-Millimeter-Film wurde in einer Endlosschleife auf eine aufgestellte Amateurleinwand projiziert. Durch einen unwiderrufbaren technischen Eingriff (der Film lief über Schleifen durch ein Chemiebad) wurde das Filmmaterial (Bild- und Tonspur) langsam "gelöscht". Übrig blieb lediglich die durchsichtige Trägerschicht. Filme über Weinherstellung wurden von dem Künstler recherchiert. Der Löschungsprozess des Films wurde dem Verschwinden des Weines aus den Kellern gegenübergestellt. Geschichte/n in Form von Bildmaterial oder Film zu löschen ist ein radikaler, sehr umstrittener Akt.
Manuel Hartmann, Jochen Zeirzer
(notuberlab) richteten ein voll ausgestattetes temporäres Labor (Miramar II) in einem sogar zweistöckig in die Erde führenden Weinkeller ein und prüften darin die Zwiebel bis aufs Mark auf ihre Schwächen und verborgenen Stärken. Wirklich durchführbare anatomische, chemische und physikalische Experimente, wie z. B. die Möglichkeit, die Zwiebel (in einer Salzlösung) als Ladegerät für den iPod zu verwenden, wurden darin durchgeführt und der Weinkeller wörtlich genommen: Es gab sicher viel zu weinen.
MIDI Marsch Musik-Kapelle
Zur Eröffnung trat die Midi Marsch Musik auf, eine mobile Musikkapelle, die ihre konzertante Platzkapellenmusik auf der Tastatur mitgetragener Computer spielt und über akkugespeiste Soundsysteme am Körper ausstrahlt.