Volkmar Klien
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Tondenkmäler der Tiefbaukunst in Österreich
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Information
Die audiovisuelle Installation besteht aus einem 20-minütigen Film, der auf sechs Meter langen Leinwänden links, rechts und oberhalb der BesucherInnen projiziert wird. Die BesucherInnen können in ein visuelles und akustisches Abbild der Wirklichkeit eintauchen, die Volkmar Klien aus einem langsam fahrenden Auto heraus mit mehreren Kameras und Mikrofonen dokumentiert hat.
Die audiovisuelle Installation "Tondenkmäler der Tiefbaukunst" im kleinen Barockkeller des Stifts Melk besteht aus einem 20-minütigen Film, der auf sechs Meter langen Leinwänden links, rechts und oberhalb der BesucherInnen projiziert wird. Sechs Projektoren und ebenso viele Lautsprecher sind im Einsatz, um uns in ein Panorama und gleichzeitig "Phonorama", wie es der Künstler nennt, eintauchen zu lassen, in ein visuelles und akustisches Abbild der Wirklichkeit, die Volkmar Klien aus einem langsam fahrenden Auto heraus dokumentiert hat. Außen am Auto waren mehrere Kameras montiert, die die Umgebung in einem halbkugelförmigen Bereich abfilmten. Im Innenraum des Autos waren vier Mikrofone angebracht, die den Klang der – bildlich gesprochen – vorbeirauschenden Straßenzüge, Brücken, Masten aufnahmen. Ein besonderes Interesse des Künstlers galt dabei alten Brücken, wie der Donaubrücke bei Mautern oder der Wiener Reichsbrücke. Man könne die Bauten durch Veränderung des Luftwiderstands im Vorbeifahren akustisch wahrnehmen. Dieses Phänomen kennt jeder aufmerksam Auto fahrende Mensch. Volkmar Klien hat es verstärkt: "Es ist eine Art technisch sehr aufwendiger Rauschradar", so der Künstler, "der jeden Masten, jede Ziegelwand, Leitplanken, Strommasten, Begrenzungsmauern, Gartenzäune und geparkte Autos aufnimmt und dadurch hörbar macht." Wenn man genau hinhöre, ändere sich die Klangfarbe des Rauschens, je nachdem, an welchem Bauwerk man vorbeifahre. "Schönheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sondern auch im Ohr des Lauschenden", sagt Volkmar Klien. So könne man, wenn man bei einem von einem Eiskastens oder einer Straßenbahn produzierten Geräusch genau hinhöre, in diesem eine Schönheit finden. In der Melker Installation weist er auf die Schönheit von Alltagsgeräuschen hin und stellt damit die Frage nach der gesellschaftlich verankerten Vorstellung von Schönem und nicht Schönem. Sein Experimentierfeld beschreibt der Künstler, der Komposition, experimentelle Medien und Philosophie studiert hat, als spartenübergreifend – es reiche von "interaktiver Installation und Wahrnehmungsintervention zu instrumentaler und elektronischer Musik".
"Tondenkmäler der Tiefbaukunst" ist eine visuell-akustische Landvermessung, in der die Unterschiede der Wege, die man befährt, im Rauschen erlebbar werden. Klien lässt Nutzbauten zu Klankörpern werden und verweist damit auf Aspekte, die unsere Wahrnehmung, das Verhältnis von Sehen und Hören und unser Wertesystem bestimmen. Er nennt diese Methode "Wirklichkeitstransplantation". Die Wirklichkeit wird durch die bildliche und akustische Aufnahme und deren Projektion zu einer virtuellen Welt. In diese virtuelle Welt lässt uns Volkmar Klien eintauchen, um uns etwas über die wirkliche Welt erfahren zu lassen. Es ist eine Aufforderung, unseren Blick zu schärfen und Hörgewohnheiten sowie unser Verständnis vom Verhältnis zwischen Hören und Sehen zu erweitern. Wir werden nicht nur auf unsere Rolle als Hörende verwiesen, sondern auch auf die Schönheit, die sich beim Hören entfaltet.
(Cornelia Offergeld)
Das Projekt von Volkmar Klien entstand in Zusammenarbeit mit Hannes Köcher (technische Leitung und Programmierung) und der ig:aufstieg (Verein zur Förderung hörbarer Kunst).