Auböck + Kárász
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Wein in Sicht
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Information
Die LandschaftsarchitektInnen Auböck/Karasz nehmen direkt Bezug auf den Wunsch der Gemeinde, im Kreisverkehr die für Hagenbrunn wesentliche Rolle des Weins zu thematisieren. Sie verwandeln die Insel des Kreisverkehrs in ein kleines Weingut – vielleicht das kleinste, das es jemals gegeben hat oder das es aufgrund wachsender Ökonomisierungszwänge gibt und das noch dazu wegen seiner Lage kaum zugänglich ist. Es wird also aufgrund seiner exponierten Lage dem Betrachter vorgeführt, quasi als Anschauungsobjekt. Gleichzeitig könnte es auch als eine Art „Markenzeichen“ der Gemeinde gelesen werden – wie ein „lebendiges Logo“. Der Wein ordnet sich dabei jedoch der ästhetisch dominanten Konstruktion der „Rankhilfen“ unter und konterkariert somit das Format eines Markenzeichens: So wird die Rankhilfe zur eigentlichen Skulptur, die das, was sie trägt, nämlich den Wein, (noch) in den Hintergrund treten lässt. Sie basiert auf dem „Patte d’oie“ (Gänsefuß), einem Motiv aus der barocken Gartenkunst. Dieses barocke Motiv auf der Verkehrsinsel eines Kreisverkehrs einzuführen, steigert die Absurdität dieses Kunstwerks, ist doch der Kreisverkehr eine rein funktionale Verkehrsanlage, weit entfernt von repräsentativen Herrschaftsgesten.
Betrachtet man „Wein in Sicht“ als Disposition eines informellen Vokabulars von „Gut“ (Weingut), „Hilfe“ (Rankhilfe) bis zu „Erziehung“ (Reberziehung), stellen Auböck/Karasz also wesentliche Fragen, die unsere Gesellschaft und Zukunft ganz grundsätzlich betreffen. Inwieweit ordnen wir uns Strukturen unter, die uns „erziehen“ wollen, und wo liegt der Freiraum, diese zu überwinden? Wie verhält sich Natur zu den notwendigen technischen und konstruktiven Unterstützungsmaßnahmen, die oft überhandnehmen, um „Natur“ heute gedeihen zu lassen? Wie können wir „Gut“ wieder jenseits von Gewinnmaximierung im Sinne von „Allgemeingut“ lesen? In dem minimalen, örtlich beschränkten Rahmen einer Verkehrsinsel umfahren und erfahren wir also auch Möglichkeiten zu „neue Welt in Sicht“.
(Barbara Holub)