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Karin Frank :
Venuspaar von Willendorf

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Willendorf, 2010

Information

Die sogenannte "Venus von Willendorf" hat einen Mann bekommen!
Seit der Entdeckung der kleinen, üppigen Frauengestalt im Jahr 1908 hat diese die Fantasie vieler angeregt: Männern wie Frauen, Wissenschaftern und Künstlern diente sie gleichermaßen als Projektionsobjekt ganz unterschiedlicher Richtungen. Männlich dominierte Interpretationen sehen in ihr eine "Venus" und eine Fruchtbarkeitsgöttin, weibliche hingegen eine matriarchale Muttergottheit, aber viele der Hypothesen sind vor allem einem Mangel an Wissen über die gesellschaftlichen und kultischen Verhältnisse der jüngeren Altsteinzeit geschuldet.

Eines ist die Figur sicher nicht, nämlich eine "Venus", die einem ganz anderen geografischen Gebiet und einer anderen mythologischer Kultur angehört. Wie auch immer – dadurch, dass Karin Frank der Frauengestalt einen Partner zur Seite gestellt hat, hat sie eine interessante Hypothese zum altsteinzeitlichen Geschlechterverhältnis aufgestellt und zielt somit in eine soziale Richtung. Ihr "Adonis" ist mit allen Attributen eines sportlichen Jägers ausgestattet, als den ihn sein Speer mit der Spitze aus Horn und dem apotropäischen Helm auszeichnet. Ihre neue „Venus“ hat anstatt der insektenhaften, verkümmerten Ärmchen kräftige Arme und Beine mit Füßen bekommen und im Gegensatz zum gesichtslosen Original einen wachen Blick, der sie als potenziell handelnde Frau, als Subjekt anstatt eine Objektes, charakterisiert.
(Elisabeth Priedl)