WENN DU LÄCHELST, VERNEIGEN WIR UNS mit Aldo Gianotti
Am 12. Juni 2023 war der italienische Künstler Aldo Giannotti im Lerncafé Grillparzerstraße für einen künstlerischen Workshop zu Besuch. Aldo Giannotti ist bekannt für seine Interaktionen, durch die er Menschen zu ungewöhnlichen Aktionen anregt.
Gemeinsam mit den Kindern wurden mehrere Schilder angefertigt, die im Zusammenspiel unterschiedliche Handlungsanweisungen ergaben. Ein Beispiel waren die Schilder „Wenn Du“ (1), „lächelst“ (2), „klatschen wir“ (3). Mit solchen Schildern ging die Gruppe hinaus in den Park und auf die Straße, wo die Aufforderungen gemeinsam mit dem Künstler ausprobiert wurden. Die gebastelten Schilder wurden hochgehalten und den vorbeigehenden Menschen entgegengehalten. Einige Passantinnen und Passanten freuten sich und folgten den Aufforderungen, andere ignorierten die Situation und gingen einfach weiter. Die Kinder hatten Freude an dieser Aktivität, und es machte ihnen Spaß, die Menschen zu Reaktionen herauszufordern.
Wie können wir im öffentlichen Raum in Kontakt mit anderen treten? Welche Botschaften wollen wir in eine Gemeinschaft hinaustragen? Mit dieser Aktion vermittelte Giannotti den Kindern, wie man sich mit ganz einfachen Mitteln und spielerisch in der Öffentlichkeit Sichtbarkeit verschaffen kann.
Am zweiten Tag des Workshops, am 19. Juni 2023, besuchten die Kinder das Stadtmuseum St. Pölten, in dem sie zuvor noch nie waren. Aldo Giannotti, der viel mit seinen comicartigen Zeichnungen in Institutionen interveniert, setzt sich auch performativ mit stereotypen Handlungsweisen auseinander und versucht, mit unterschiedlichen Aktionen Impulse zu liefern, klassische Verhaltensmuster zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern.
Diesen Ansatz verfolgte er mit den Kindern im Museumsraum, mit Unterstützung einer Kollegin aus dem Bewegungs- und Tanzbereich. Auf vorbereiteten Postkarten waren verschiedene Anleitungen gezeichnet, die man im Museum ausprobieren konnte. So legten sich alle gemeinsam auf den Boden und betrachteten anstelle der Ausstellung die Decke des Museums. Im Kollektiv wurde über diesen Blick auf das „Abseits“, auf das, was man sonst nie wahrnimmt, gesprochen und darüber diskutiert, was diese Aktion in sich birgt. Bei einer anderen Übung ging es darum, Geschichten zu den einzelnen Gemälden zu erfinden und den eigenen Interpretationen freien Lauf zu lassen. Dabei entstanden sehr interessante und kreative Überlegungen.
Den Kindern bereitete es Freude, Dinge im Museum zu tun, die man sonst bei einem Museumsbesuch nicht machen würde oder glaubt, dass sie verboten sind.
Darüber hinaus wurde ihnen vermittelt, dass sie die Kompetenz haben, über die Exponate in den Ausstellungen sprechen zu können und dass diese nicht etwas Unzugängliches sind.
Die Möglichkeit, kurz aus dem Alltag bzw. alltäglichen Strukturen heraustreten zu können, aktiv und selbstbewusst mit ihrer Umwelt zu interagieren und als vollwertiges Gegenüber wahrgenommen zu werden, wurde von den Kindern mit viel Freude und Engagement angenommen.
Aldo Giannotti, geboren in Italien, lebt und arbeitet seit 2000 in Wien. Giannottis Hauptinteresse gilt der Wechselbeziehung zwischen physischem und symbolischem Raum. Ein zentraler Aspekt ist der Ansatz, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Art und Weise gibt, wie ein Raum eingerichtet ist, und der Tendenz, sich darin auf bestimmte Weise zu verhalten. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Kontexten und Institutionen in Österreich und international präsentiert.