Lunz am See
Wahlfreiheit!? Sichtbarmachen der historischen Verantwortung
Florian Pumhösl hat ein Mahnmal zum Gedenken an die NS-Vergangenheit des Ortes gestaltet. Mit einer minimalistischen Sgrafittowand möchte er auf die Gefahren der politischen Indoktrinierung hinweisen. Das Mahnmal geht auf eine Initiative des WasserCluster Lunz zurück, gemeinsam mit der Gemeinde Lunz, unterstützt durch Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich. Vorweg war ein Historikerbericht zu den Vorkommnissen zu Kriegsende in Lunz in Auftrag gegeben worden.
Während des Aufbaus stand von Pumhösls Mahnmal längere Zeit nur die Betonmauer in der Wiese. Direkt gegenüber dem WasserCluster Lunz, am Beginn des Spazierweges rund um den See irritierte die Mauer, die so unvermittelt aus der grünen Landschaft herausleuchtete.
Die allgemeine Irritation in der Gemeinde führte Ende Juni zu einem sehr interessanten Publikumsgespräch unter dem Titel „Was ist das für eine Mauer in der Wiese?“ Verschiedene GesprächsteilnehmerInnen erzählten über ihren „roten Faden“ – von den ersten Beschäftigungen mit der Geschichte des Ortes als Wehrertüchtigungslager während der NS-Zeit bis zur Errichtung des Mahnmals in diesem Sommer.
Im November sollte sich eine Klasse der Neuen Mittelschule Lunz in einem Workshop mit den Hintergründen des Mahnmals, Geschichtsforschung und der Verifizierung von Fakten beschäftigen. Dieser musste leider auf Grund der Corona-Verordnung und des Distance Learnings verschoben werden. Zuerst wurde er auf Jänner 2021 und dann auf Mai/Juni 2021 verschoben.
Der Workshop findet in Zusammenarbeit mit „Zwischenräume“, dem Verein Merkwürdig von Christian Rabl und Johanna Zechner sowie mit Kunststudent*innen der Akademie der bildenden Künste Wien im Rahmen ihres Programms AGIDS Akademie geht in die Schule statt. AGIDS hat sich zum Ziel gesetzt durch Workshops an Schulen bei Kindern und Jugendlichen aus Kunst-fernen Bereichen das Interesse an Kunst und Kultur, sowie der Möglichkeit eines Kunststudiums, zu wecken.
Wann: 27. Juni, 18. Juli und Anfang November 2020
Wo: Lunz am See
Wer: Isabell Bickel, Wolfgang Fehrerberger, Thomas Hein, Johannes Kammerstätter,
Christina Nägele, Christian Rabl, Johanna Zechner, Verein Zwischenräume, Selina Stritzel AGIDS (Akademie geht in die Schule – Akademie der bildenden Künste Wien)
Was: Gespräch, Infopoint und Workshop
Wir bedanken uns bei: Hans Geißlhofer, Suzie Heger, Thomas Hein, Bürgermeister AD Martin Ploderer, Frieda Ritzinger, Bürgermeister Josef Schachner, Josef Wieltschnigg, ua.
Was hier passiert ist das braucht eine Aufarbeitung, das war für mich der Startpunkt mich mit dem auseinanderzuseten. Die punktuelle Betroffenheit. Das hat natürlich Wellen geschlagen, Wellen des Wissens, des Erkennens. Wo man sich dann natürlich die Frage stellt: es ist nie isoliert zu betrachten, was wo passiert. Letzten Endes ist es sehr aktuell. Mir geht’s darum, dass wir für uns eine Aufarbeitung finden. (Thomas Hein)
Dieses Zeichen hier steht an diesem Ort allein, aber es steht in Österreich nicht allein und es steht in Europa nicht allein. Das heißt: Wir sind verpflichtet zu einer Gedenkkultur die ein bestimmtes Niveau hat was die Vergangenheit betrifft, die künstlerische Darstellung und auch die politische Absicht heute. Insofern kann dieses Zeichen eigentlich überall stehen. Aber es hat einen historischen Grund warum es ausgerechnet hier steht. Es steht hier als ein Europäisches Zeichen.
(Johannes Kammerstätter)