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Erlauf

Vermittlung INVENTOUR INVENTOUR 2022

Kunstvermittlung

Was bedeutet Geborgenheit für uns?

Ausgehend vom „Friedensschluss“ in Österreich setzte sich die Künstlerin Catrin Bolt mit der aktuellen, globalen Friedenssituation auseinander und versuchte, an die Ränder jenes in Österreich lokal wahrgenommenen Friedens zu gehen.

Malereien und Zeichnungen, die bei einem mehrwöchigen Aufenthalt von Catrin Bolt auf der griechischen Insel Lesbos bei Workshops von Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingslagern gezeichnet wurden, waren im Museum ERLAUF ERINNERT zu sehen.

Eine Auswahl davon wurde in Vergrößerung an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum der Gemeinde auf den Boden übertragen. Am Marktplatz, vor dem Sportplatz, an der Skateboardbahn, vor dem Kindergarten, an einer Busstation oder vor dem Zebrastreifen begegnet man den Bildern auf den alltäglichen Wegen im Ort, immer im „Dazwischen“ oder am „Weg wohin“, zwischen Haus und Arbeit, Auto und Geschäft, beim Warten auf den Bus. Die Bilder geben hier unvermutet einer Sehnsucht Raum, indem sie Orte und Situationen zeigen, die gerade nicht greifbar sind.

Vor allem aber befinden sich die Kinder in dem Flüchtlingslager auf Lesbos in einem „Dazwischen“; sie sind zwar aus den Krisengebieten ihrer Herkunft entkommen, jedoch noch nicht im Frieden angekommen, solange sie auf die Entscheidungen warten müssen, was mit ihnen weiter geschehen soll.

Die Übertragung der Bilder in den öffentlichen Raum der Gemeinde stellt eine Kommunikation von den geflüchteten Menschen mit den Bewohner*innen von Erlauf dar und steht im Gegensatz zur medialen Berichterstattung über sie.

Die INVENTOUR nahm das Projekt mit dem Titel dazwischen zum Anlass, sich Gedanken über eigene Erfahrungen mit Sicherheit und Geborgenheit zu machen.

© Koernoe
Catrin Bolt, dazwischen, Erlauf, 2022
© Lisa Rastl

Im Rahmen von mehreren Schreib-Workshops mit Senior*innen des SeneCura Sozialzentrums in Pöchlarn und mit dem Seniorenbund in Erlauf, sowie mit Schüler*innen der Mittelschule Pöchlarn wurde über die eigenen Erfahrungen mit den Themen Sicherheit und Geborgenheit gesprochen. Das Schreiben wurde als Alternative zur bildlichen Darstellung gewählt und ein eigens gedrucktes Briefpapier der Kinderzeichnungen wurde dafür verwendet.

Einige der Senior*innen schrieben ihre Geschichten auf und stellten diese auch für das nachfolgende „Erzählcafé” zur Verfügung. Bei der moderierten Veranstaltung wurde der Bogen von den eigenen Texten und Geschichten, über die Situation einer konkreten Flüchtlingsfamilie in Erlauf, die von Abschiebung bedroht ist, zur Arbeit von Catrin Bolt und dem Sinn des Gedenkens und der Gedenkkultur in Erlauf gespannt. Die Teilnehmer*innen brachten zum Teil aufgeschriebene, berührende Geschichten aus ihrer Kindheit mit, andere erzählten und erörterten das Thema mehr in Bezug zur Gegenwart.

© Koernoe

Erzählen und schreiben über eigene Erfahrungen mit Anna Rateniek und Prima Mathawabhan

Workshop mit der NMS Pöchlarn

Das Museum ERLAUF ERINNERT der Friedensgemeinde Erlauf vereint Zeitgeschichte, Erinnerungskultur und Gegenwartskunst. Die Arbeit von Catrin Bolt fügt dem Ort eine weitere Facette hinzu. Über die Bilder die sie im öffentlichen Raum platziert hat, entsteht eine visuelle Kommunikation mit Kindern, die ihre Vision von einem sicheren Ort damit ausdrücken. Die Erlaufer*innen werden an diese inneren Bilder auf ihrem täglichen Weg erinnert.

Daran anknüpfend erarbeiteten wir mit Schüler*innen der ÖKO Mittelschule Pöchlarn Texte zu ihren eigenen „Orten der Geborgenheit“.

Nach einer ausführlichen Führung durch das Museum zu Beginn, bei dem sie die Hintergründe zur Friedensgemeinde Erlauf erfahren haben, setzten sie sich in Freewriting-Übungen mit ihren eigenen, ganz individuellen Gefühlen zu Geborgenheit auseinander und übersetzten diese dann in freie Texte.

(Anna Rateniek und Prima Mathawabhan, AgidS, Akademie der bildenden Künste)

© Koernoe
© Koernoe
© Koernoe
© Koernoe

Anna Rateniek studiert Kunst und Bildung an der Akademie der bildenden Künste Wien und Geschichtswissenschaften an der Universität Wien.

Prima Mathawabhan hat Kunst und Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien studiert.