Route: Nase – Denkmal – Camera
ZurückÜber die Route
Ein Kunstausflug in die Wachau.
GELATIN, Wachauer Nase, 2014
Martin Krenn, Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz, 2016
Olafur Eliasson, Camera obscura, 2004
GELATIN, Wachauer Nase
Es ist imposant und malerisch zugleich: Da liegt eine Nase am Ufer der Donau, gleich an der Fährstation St. Lorenz in der Wachau. Die Nase ist etwa vier Meter hoch und fein säuberlich aus Beton gebaut. Die Nasenlöcher bilden kleine Höhlen und sind begehbar. Ein wenig scheint es, als wäre Jonathan Swifts Gulliver hier an der Donau begraben und nur seine Nase würde aus dem Erdreich herausragen.
Die Wachauer Nase ist ein Porträt der Menschen, die um die Skulptur herum leben, etwa 70 Menschen kamen, als Gelatin mithilfe einer Lokalzeitung die Wachauer Bürger dazu aufrief, ihre Nasen von der Künstlergruppe dokumentieren und Gipsabgüsse von ihnen machen zu lassen, die dann als Vorbilder für die ‚typische Nase der Wachau‘ dienten.
Martin Krenn, Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz
Von der aufregenden Nasenskulptur führt die Ausflugsroute ein kurzes Stück den Welterbesteig bergauf zu einer Anhöhe mit einem vielschichtigen Kunstwerk anlässlich eines sehr ernsten Themas. An einem idyllisch gelegenen Aussichtsplatz befindet sich das Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz des Künstlers Martin Krenn. Es handelt sich um ein vor ein Holzkreuz gestelltes, halbdurchsichtiges Bild auf einem Metallgewebe, das eine Collage des amerikanischen Künstlers John Heartfield aus den 1930er Jahren zeigt. Das dahinterstehende sogenannte Friedenskreuz wurde bereits in den 1960er Jahren errichtet und ist der „Kampfgruppe Jokisch“ gewidmet – einer Einheit der deutschen Wehrmacht, die, wie Recherchen zweier Historiker ergaben, im Zweiten Weltkrieg maßgeblich an Kampfhandlungen und „Sühnemaßnahmen“ im heutigen Kroatien und Bosnien-Herzegowina beteiligt war. Das Kreuz wurde jahrelang von rechten Gruppierungen besucht und durch die Anbringung einschlägig konnotierter Attribute, wie Wehrmachtshelme oder Lorbeerkränze, ideologisch vereinnahmt. Der Künstler Martin Krenn, der den geladenen Wettbewerb für ein Kunstwerk an diesem Ort gewonnen hat, entschied sich, diese Geschichte nicht zu überdecken oder wegzunehmen, sondern durch seine Installation mit einer hinzugefügten Bildebene auf die Hintergründe des Kreuzes zu reagieren. Dafür verwendete er John Heartfields Collage „Deutsche Eicheln 1933“. Heartfield warnte bereits im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland vor der faschistischen Ideologie und Aufrüstung der Deutschen Wehrmacht: in seinem Bild macht Heartfield sich über die Selbstverherrlichung der Nationalsozialisten lustig.
Olafur Eliasson, Camera obscura
Zum Abschluss führt die Route zu einer Fähre, die nur mit der Kraft des Wassers von einer Donauseite zur anderen führt und ein ebenfalls ganz ohne Strom funktionierendes Kunstwerk auf sich trägt. Olafur Eliasson hat die Bordkabine der Rollfähre zu einer Camera obscura umfunktioniert, die zwei sich bewegende Bilder der beiden einander gegenüberliegenden Uferzonen ins Innere überträgt. Die reale Landschaft wird über Linsen und Spiegel analog auf zwei Bildschirme ins Innere des abgedunkelten Raumes projiziert. Wir sehen das eine Ufer, das sich entfernt, und das andere, dem man sich annähert. Das Bild ist allerdings lichtschwach und nur bei ausreichender Abdunkelung gut zu sehen - also Türe beim Betrachten geschlossen halten!
Wo:
St. Lorenz (48°23'35.0"N 15°28'30.9"E)
Spitz-Arnsdorf (48°21'38.0"N 15°25'10.8"E)
Dauer:
Reine Wegstrecke ca 20 Minuten, gesamte Dauer ca 2-3 Stunden
Anfahrt:
Mit dem Auto nach St. Lorenz in der Wachau; Fahrradmitnahme mit dem Zug nach Krems, oder Melk ist ebenfalls möglich und von dort mit dem Rad nach St. Lorenz.
Die Wachauer Nase liegt am Ufer der Donau bei der Fährstation St. Lorenz in der Wachau. Das Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz ist nur 15 Minuten Gehzeit von der Fährstation ein Stück den Berg hinauf entfernt, an einem schönen Aussichtspunkt. Olafur Eliassons Camera Obscura befindet sich eine Fährstation weiter unten, zwischen Spitz und Arnsdorf.
Essen/Trinken:
viele Heurige oder Restaurants in der Umgebung
Umgebung:
Die Wachau, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, kann man wunderbar mit dem Fahrrad, oder auch zu Fuß erkunden. Der UNESCO Welterbesteig Wachau ist ein 180 km langer Weitwanderweg und verbindet auf den schönsten Wanderwegen und historischen Pfaden die 13 Gemeinden der Wachau. Zahlreiche Unterkünfte und Gastbetriebe laden zu einem längeren Aufenthalt ein.
Weitere Informationen:
KIÖR NÖ Broschüre zur Wachau, bestellen unter: publicart@noel.gv.at
Making of zur Wachauer Nase https://www.youtube.com/watch?v=V810MWrZX6Q&feature=emb_title
Weitere bekannte begehbare Camerae Obscurae an verschiedenen Orten der Welt
Weitere Informationen zur Route:
Donauradweg: https://www.donau.com/
Welterbesteig: https://www.donau.com/de/wachau-nibelungengau-kremstal/imx/tour/welterbesteig-wachau-11-hofarnsdorf-rossatz/b857d6d17355dde49179d77c50deab2f/
Öffnungszeiten der Fähre
Optional:
Wer es noch ein bisschen anstrengender mag, kann auch noch den Aussichtsturm Die vierte Wand von Eldine Heep und Klemens Schillinger am Seekopf in die Route mitaufnehmen und wird für die etwa halbtägige Wanderung mit einer spektakulären Aussicht belohnt)
(https://www.donau.com/de/wachau-nibelungengau-kremstal/imx/tour/welterbesteig-wachau-11-hofarnsdorf-rossatz/b857d6d17355dde49179d77c50deab2f/ Von Hofarnsdorf nach Rossatz)
Punkte
St. Lorenz Spitz-Arnsdorf
Wachauer Nase
Skulptur in St.Lorenz
Gelatin
Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz
Mahnmal am Welterbesteig St.Lorenz
Martin Krenn
Camera obscura
Installation in der Bordkabine der Rollfähre Spitz-Arnsdorf
Olafur Eliasson