Olafur Eliasson
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Camera obscura
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Information
Olafur Eliasson hat in der Bordkabine der Rollfähre die "Camera obscura für die Donau" installiert, die ein sich bewegendes Bild der vorbeiziehenden Flusslandschaft der Wachau wiedergibt. Die reale Landschaft wird über Linsen und Spiegel analog auf zwei Bildschirme ins Innere des abgedunkelten Raumes projiziert.
Anlässlich der Eintragung der Wachau in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO im Jahr 2004 wurde auf der Rollfähre Spitz-Arnsdorf die „Camera obscura für die Donau“ von Olafur Eliasson installiert. Die Arbeiten des dänischen Künstlers verbinden wissenschaftliche Recherche und komplexe technologische Experimente mit einer geradezu lyrischen Aufmerksamkeit für die Elemente und die Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Eliassons Kunstwerk ist weder Skulptur noch Bild, sondern eine Situation: im Mittelpunkt stehen die BetrachterInnen, das Transportmittel wird zu einer Bühne des Sehens. Denn nirgendwo lässt sich die großartige Flusslandschaft der Wachau mit ihren Weinterrassen und Obstgärten, den alten Ortschaften, barocken Kirchen und Klöstern besser verstehen als auf den hölzernen Planken der Fähre. In der kleinen Bordkabine hat der Künstler ein Wanderkino eingerichtet. Der Film, der läuft, ist die Wirklichkeit. Der ganze Raum ist eine Camera obscura, eine dunkle Kammer, in der man verweilt, um ein Phänomen zu erleben, das bereits Aristoteles kannte: Licht, das durch eine kleine Öffnung in einen abgeschlossenen, dunklen Raum fällt, erzeugt auf der Wand vis à vis ein seitenverkehrtes und Kopf stehendes Bild. Eliasson hat das elementare Lochprinzip mit einem System von Linsen und Spiegeln aufgerüstet. Die Welt draußen wird auf zwei Bildschirme ins Innere gekippt. Ähnlich wie bei einem Film bewirkt die Bewegung der Fähre auf dem Fluss ein sich bewegendes Bild der Flusslandschaft. Die Fahrt über die Donau wird zu einem intensiven Erlebnis und stellt neue Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Landschaft her.
(Brigitte Huck)