Restaurierung: Klangatoll von Andrea Sodomka und Martin Breindl in Paasdorf
Die künstlerisch gestaltete Umgebung rund um Paasdorf hat weithin Bekanntheit erlangt. Zwischen 1994 und 2000 entstand hier eine für Niederösterreich einzigartige Dichte von Arbeiten, die bis heute zu zentralen Kunstwerken im öffentlichen Raum in Niederösterreich zählen. Über die vergangenen Monate technisch erneuert und baulich rekonstruiert lädt das Klangatoll von Andrea Sodomka und Martin Breindl zu einem Besuch in der Kulturlandschaft ein.
Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich (KOERNOE) realisierte gemeinsam mit der NÖ Agrarbezirksbehörde und der Stadtgemeinde Mistelbach fünf Kunstwerke sowie ein Landschaftsprojekt in den Hügeln rund um Paasdorf. Die Künstler*innen nahmen Lage, Landwirtschaft und Geschichte des Ortes zum Ausgangspunkt, um charakteristische Merkmale von Landschaft und Kultur herauszugreifen und daraus ihre Arbeiten zu entwickeln. Eva Afhus, Maria Hahnenkamp, PRINZGAU/podgorschek, Andrea Sodomka/Martin Breindl und Ingeborg Strobl realisierten hier ihre vielfältigen Werke.
Instandhaltung, Erneuerung, Wiederbelebung
Die große künstlerische wie kulturelle Bedeutung dieser Kunstwerke macht es zur Aufgabe, sie nach Möglichkeit zu erhalten. Ein Vierteljahrhundert nach der Errichtung wurde 2021 bereits das „Mahnmal für verlorengegangene Artenvielfalt“ von Ingeborg Strobl restauriert und 2022 das Klangatoll von Andrea Sodomka und Martin Breindl, einer umfangreichen Restaurierung und Erneuerung unterzogen. Das Ergebnis ist ein freudiger Anlass, die Kulturlandschaft wieder verstärkt in den Blick zu rücken! So gab es im letzten Jahr bereits im Zuge einer Erntedankprozession einen vielbesuchten Kunstspaziergang mit Musik und zahlreichen Gesprächen mit Künstler*innen und Weggefährt*innen. Weitere Veranstaltungen sind für 2023 geplant.
Das Verweben von Form und Klang
Das komplexeste und gleichermaßen fragilste Projekt der Kulturlandschaft, das Klangatoll von Sodomka /Breindl, setzt Natur und Klang ausgeklügelt miteinander in Verbindung. Der für diesen Zweck 1996 angelegte Erdwall beherbergt eine ganz besondere akustische Welt in seinem Inneren: Von der Natur inspirierte, zum Teil „ausgestorbene“ Alltags- und Naturgeräusche formieren einen sich stetig ändernden Klangteppich. Das Rauschen des Urmeers und Tierlaute aus lang vergangenen Zeiten verbinden sich mit der gegenwärtigen Klangwelt von Flora, Fauna und Mensch. So entstand ein ‚akustisches Portrait dieses Landstrichs, wie es die Kuratorin Susanne Neuburger nannte, das Laute bewahrt, wenn sie im umgebenden Alltag – wie etwa das Tengeln einer Sense - längst verklungen sind.
Zum Projekt
Wiederaufbau und Technik auf dem aktuellsten Stand
Die Form des Atolls, das an einem natürlichen Erdabbruch angefügt und geformt worden war, hatte sich über die vielen Jahre unaufhaltsam verändert. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten hat der Erdwall wieder seine ursprüngliche Form erhalten. Die Bepflanzung, deren Konzept wie 1998 von der Landschaftsarchitektin Elisabeth Wrbka stammt, wurde erneuert. Und auch hier wurde einer Veränderung Rechnung getragen: In den vergangenen 24 Jahren, auch im Zuge des Klimawandels, sind neue Pflanzenarten in der Landschaft heimisch geworden, die in das Bepflanzungskonzept integriert wurden und nun mit der angestammten Fauna langsam in das Atoll einwachsen. Auch die für den Klang zuständige Solaranlage und Soundtechnik waren überholungsbedürftig. Eine moderne Photovoltaikanlage sorgt nun dafür, dass die Installation energieautark und -effizient funktioniert. Eine neue Beschallungsanlage erzeugt ein viel differenzierteres Klangbild als bisher und ermöglicht eine energiesparende und naturschonende Nachtabschaltung.
Neue, alte Töne
Aber auch das Klang-Material musste erneuert und sanft ins 21. Jahrhundert erweitert werden, um ein an der aktuellen Umwelt orientiertes, künstlerisches Klangerlebnis zu erzeugen. Das bedeutete, dass einige in den letzten beiden Jahrzehnten ausgestorbene Klänge dazu kamen und Töne, die es 1997 noch nicht gegeben hat, neu in den Klangteppich eingearbeitet wurden.
INVENTOUR Veranstaltung
Weitere Projekte in der Kulturlandschaft Paasdorf
Spaziergänge und Frühlingsveranstaltung
Seit Herbst 2022 ist das Erdreich des Atolls fertig aufgeschüttet. Und auch wenn das Grün erst langsam wieder wächst, sind die Klänge seither wieder im Inneren zu hören und laden zu einer Hör-Reise ein! Wer Interesse hat, mehr über das Projekt, über Klänge aus vergangenen Zeiten und das genaue Hinhören auf unsere gegenwärtige Umwelt zu erfahren, kann sich schon jetzt den Mai 2023 vormerken. Dann lädt das Vermittlungsprogramm von KOERNOE, die INVENTOUR, gemeinsam mit den beiden Künstler*innen ein, eine gemeinschaftliche Klanginstallation zu erzeugen und einen Einblick in das sogenannte field-recording – dem Aufnehmen von um uns herum befindlichen Klanglandschaften – zu erhalten.
Die Installation ist täglich von 6.00 bis 21.00 Uhr zu hören!
Klangatoll:
Ein Projekt von Andrea Sodomka /Martin Breindl
Sound: Andrea Sodomka
Tontechnik: cat-x
Mastermix: Norbert Math
Bepflanzungskonzept: Elisabeth Wrbka
Bauten: Bauhof Mistelbach