Elisabeth Falkinger
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Keim Erkundung Weikendorf
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Information
Zum Start in das Jury-Jubiläumsjahr 2023 wird Elisabeth Falkinger mithilfe örtlicher Beteiligung den Kunstraum in ein künstlerisch-naturwissenschaftliches Erkundungsfeld transformieren und die Weikendorfer Bevölkerung zu Leihgeberinnen und Leihgeber für die Ausstellung machen. Die Künstlerin begibt sich auf Entdeckungstour durch Weikendorf und seine Hausgärten. Die, wie in vielen Gemeinden, in Parzellen gerasterten Grundstücke sind Ausgangspunkt des künstlerischen Projektes, das versucht, sichtbar zu machen, was in diesem getrennten und doch zusammenhängenden Erdreich verborgen ist.
Ihre Weikendorf-Expedition sieht Falkinger augenzwinkernd in Anlehnung an Unternehmungen der Weltvermessung und Rasterung der Erdoberfläche, wie sie u. a. von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden. Sie wendet diesen Ansatz auf einen definierten und bebauten Ortskern in Niederösterreich an und bittet bei ihrem Besuch die Grundstücksbewohner und -bewohnerinnen um eine Scheibtruhe voll Erdreich für die Dauer ihres Projektes.
Die Umwidmung von etwas Alltäglichem, wie Gartenerde, in ein Kunstprojekt soll spielerisch den Impuls für eine Neubetrachtung des uns vertrauten Umfeldes geben. Der Kunstraum bietet sich mit seinem großen Schaufenster als Bühne für dieses Naturschauspiel an, in welchem jedem geliehenen Stück Erde ein Platz in dem angelegten Raster zugeordnet ist. Aspekte der Land Art finden sich auf beiden Seiten des Projektes wieder: einerseits entstehen durch die Leihgaben temporäre Fehlstellen in den jeweiligen Gärten (die man zwar nicht besuchen, sich aber vorstellen kann) und andererseits wird die ‚profane‘ Natur im Kunstraum zur Akteurin und so mit neuer Bedeutung aufgeladen.
Während der Projektlaufzeit wird für die Erde Sorge getragen. Von außen lässt sich der Transformationsprozess dieses „Teppichs“ aus Weikendorfer Erde mitverfolgen. Ein sich permanent wandelndes Gruppenbild wächst heran, das von der Künstlerin schriftlich und fotografisch dokumentiert wird. Am Ende des Projekts steht ein neuer Einblick auf die ausgestellte Erde und was in ihr schlummert – und mit der Rückgabe der Leihgabe an die Besitzerinnen und Besitzer vielleicht ein ungeahnter Mehrwert.
Gerade in einer Gegenwart, in der die Bodenversiegelung zu einer der drängendsten Herausforderungen im öffentlichen Raum zählt, weist die Künstlerin mit ihrem Projekt auf die verborgenen und oft unterschätzten floralen Kostbarkeiten im Erdreich hin. Sie überträgt schlichte Erdhaufen in den Kunstraum und hebt die Bedeutung dieses alltäglichen Guts, mitsamt der schützenswerten Naturvielfalt, die sich unter unseren Füßen verbirgt, hervor. Keim Erkundung Weikendorf gibt dem Erdreich sowie dem Austausch darüber Raum zur unerwarteten Entfaltung.