Bernhard Frue
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Fair and Lovely
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Information
Eine alte Feuerwehrhalle wurde von Michael Kienzer zu einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst umfunktioniert. Von Kienzer eingeladene KünstlerInnen realisieren im Innenraum jeweils für ein halbes Jahr temporäre Installationen, die durch ein großes Fenster auch von außen einsichtig sind. Dadurch wird das gesamte Gebäude zu einer Skulptur im öffentlichen Raum. Mit der 13. Präsentation im Kunstraum Weikendorf setzt Michael Kienzer in seiner Rolle als Kurator die langfristige Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit aktueller Kunst in einer ländlichen Gemeinde fort. Durch die kontinuierliche Bespielung des Kunstraums seit 2007 wird bei jeder neuen Konfrontation mit einer künstlerischen Arbeit auch der Vergleich mit den bisher gezeigten Positionen möglich.
Das Künstlerpaar Christina Zurfluh und Bernhard Frue, das im weiten künstlerischen Feld mit sehr unterschiedlichen Ausdrucksmitteln unterwegs ist, hat sich wohl in dem Wissen, dass der Prozess einer ersten gemeinsamen Raumgestaltung wechselseitige Annäherung verlangt, vorgenommen, auf der Suche nach Inhalt und Form und bei der praktischen Umsetzung "fair und lovely" miteinander umzugehen. Christina Zurfluhs Medium ist die Malerei, die sie nie verlässt, permanent weiterentwickelt und durchaus auch im Rahmen einer Installation in Kombination mit Skulptur einsetzt. Ihre Bilder sind meist großformatig, farbintensiv sowie strukturell und technisch hochkompliziert. Ihre malerischen Verfahrensweisen vermitteln aber vor allem auch eine sinnliche Freude am Umgang mit Farben. Bernhard Frue nützt wie viele Künstler seiner Generation die Vielfalt der Medien, um die BetrachterInnen in seine Beobachtung gesellschaftlicher Verhaltensweisen zu involvieren. Die Quellen, aus denen er für seine künstlerische Auseinandersetzung schöpft, sind selten angenehm, manchmal verstörend. Auch seine eigene Biografie dient immer wieder als Ausgangspunkt für seine konzeptuellen Arbeiten.
Der Kunstraum wurde in zwei Farbfelder geteilt, wobei die Teilung eine zentrale künstlerische Kategorie darstellt, in der eines immer gegen das andere steht. Die Farbe wird als plastische Form eingesetzt und wie um eine Verbindung zwischen den trennenden Farbfeldern herzustellen, wird nun ein Objekt eingefügt, das ein Spannungsfeld zwischen Skulptur und Grund eröffnet: eine schwebende Zeichnung im Raum, ein Objekt, das beide künstlerischen Handschriften trägt. Gleich einer gemeinsamen Signatur wird die Skulptur in den Farbraum gesetzt. Bernhard Frue hat dazu einen Teil aus Eisen beigetragen, der bereits bei seiner Ausstellung in der Wiener Sezession im Stiegenaufgang als Handlauf diente und den er nun nach Weikendorf transportiert hat. Zurfluh umspielt mit einem gedrehten Massiveisen, das sie hier im Kunstraum mithilfe eines aus Wien angereisten Schlossers bearbeitet hat, die bereits vorgegebene Form von Frue. Auf dem Handlauf wird Text eingesetzt, verborgen unter verbandähnlichen Umwicklungen aus textilem Material. Es sind Fragmente aus Träumen, Traumfetzen, die in den Raum Erzählungen einführen. Auf diese Weise füllt sich der leere Raum wieder. Der Handlauf aus der Wiener Sezession trägt Körperspuren (Handabdrücke) jener BesucherInnen, die in Wien die Ausstellung von Bernhard Frue gesehen haben, und die Präsenz ihrer Spuren vermischt sich jetzt mit der Präsenz der BesucherInnen im Kunstraum Weikendorf.
Bärbl Zechner