Hans Schabus
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Gemeindeumbau
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Information
Eine alte Feuerwehrhalle wurde von Michael Kienzer zu einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst umfunktioniert. Von Kienzer eingeladene KünstlerInnen realisieren im Innenraum jeweils für ein halbes Jahr temporäre Installationen, die durch ein großes Fenster auch von außen einsichtig sind. Dadurch wird das gesamte Gebäude zu einer Skulptur im öffentlichen Raum.
Eine Ausstellung beginnt nicht erst mit ihrer Präsentation, nicht für Hans Schabus, dessen Installationen und Filme, gerade auf übergreifenden Verknüpfungen basieren. In seinen Installationen und Filmen interessieren den Kärntner Künstler reale und fiktive Verbindungen zwischen verschiedenen Orten, wie zwischen Atelier und Ausstellungsraum, Innen- und Außenraum, aber auch konkrete konstruktive Verbindungen, etwa zwischen zwei Holzelementen. Ausgangspunkt der Ausstellung in Weikendorf ist eine wohl fast allen Menschen geläufige Grunderfahrung, ein Blick aus dem Fenster auf einen Baum, wo der Wechsel der Jahreszeiten, wie in unendlicher Zeitlupe zu beobachten ist. Im Kunstraum zeigt Hans Schabus in diesem Frühjahr herbstliches Laub. Er füllt den ansonsten leeren Raum, den man von außen durch die großflächige Glasscheibe einsehen kann, mit trockenen Blättern. Hier kehrt sich der Blick in die Gegenrichtung von außen nach innen. Die Glasfläche wird zur Leinwand für einen imaginären Film: Erinnerungen an raschelnde Blätter, Herbstsonne, Wind, der Geruch von feuchtem Laub. Nun hat Schabus die Blätter aber nicht in Weikendorf gesammelt, sondern, wie der Titel erahnen lässt, zwischen seinem Atelier und einem Gemeindebau in Wien. Die Installation stellt so einen Zusammenhang zu sozialen Utopien des 20. Jahrhunderts her und findet in dem Baum, dieser perfekten natürlichen Konstruktion bzw. Skulptur, ein überzeugendes Sinnbild, das im Kunstraum Weikendorf gespiegelt wird. Die Blätter wurden vorvergangenes Jahr sorgsam getrocknet, gelagert und sogar schon einmal ausgestellt. Die Kontextverschiebung verortet diese Arbeit im Umfeld konzeptkünstlerischer Verfahrensweisen, wie sie z. B. von Walter de Maria mit seinem Earth Room 1968 in die Kunst eingeführt wurden. Was die Arbeit von Hans Schabus so interessant macht, ist, dass er ganz einfache Bilder für komplexe gesellschaftliche und kunsthistorische Zusammenhänge findet und diese bis in die Gegenwart hinein nachverfolgt. Das permanente Hin- und Herschalten zwischen realräumlicher und zweidimensionaler Wahrnehmung und Repräsentation ist in Zeiten digitaler Weltverbundenheit etwas sehr zeitgenössisches.
Anette Freudenberger