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Siegrun Appelt :
Lichtprojekt Wachau

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Wachau, 2012

Information

Die Künstlerin Siegrun Appelt wurde 2011 von Wachau 2010plus in Kooperation mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich beauftragt, ein Lichtkonzept für die Weltkulturerbe-Region Wachau auszuarbeiten. In Folge entwickelte die Künstlerin im engen Austausch mit den Gemeinden individuelle Beleuchtungskonzepte für unterschiedlichste Situationen und Rahmenbedingungen: von der Wegbeleuchtung über die Beleuchtung von Kirchen und Sehenswürdigkeiten bis zu Inszenierungen von Natur und der Beobachtung von Lichtphänomenen. Verbindendes Element bildet der von Siegrun Appelt entwickelte Ansatz „Langsames Licht / Slow Light“ und der Versuch, den Blick der Bevölkerung und der Besucher_innen für die Bedeutung von Licht in unserem Alltag jenseits von Zweck und Unterhaltung zu schärfen.

In ihrem künstlerischen Forschungsprojekt „"Langsames Licht/Slow Light" hinterfragt Siegrun Appelt in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung und ergründet die skulpturalen wie ästhetischen Möglichkeiten aktueller Lichttechnologien. Im Auftrag von Wachau2010+ und Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich entstand seit 2010 das „Lichtprojekt Wachau“. Neben dem positiven Einfluss auf das nächtliche Orts- und Landschaftsbild wurde an allen Standorten (sofern bereits eine Beleuchtung installiert war) der Energieverbrauch um bis zu über neunzig Prozent reduziert. Ehe sie konkrete Interventionen vornahm, machte Appelt auf verschiedene „Lichtphänomene“ in der Region aufmerksam, in denen Licht die Wahrnehmung unserer Umwelt verändert und prägt. So wies sie zum Beispiel auf die seltene Absenz elektrischer Beleuchtung hin, wie es etwa beim Schloss Schönbühel der Fall ist, oder auch auf das Schauspiel, das die Scheinwerferkegel fahrender Autos vom gegenüberliegenden Donauufer aus betrachtet bieten.

„Langsames Licht“ nennt Siegrun Appelt die Methode der bewussten Reduktion von Licht. Besonders eindrucksvoll ist der Effekt an den von ihr umgesetzten Kirchenbeleuchtungen in Emmersdorf und Schwallenbach sowie bei drei Kirchen in der Gemeinde Rossatz-Arnsdorf nachzuvollziehen. Bei minimierter Lichtstärke werden LED-Lichtpunkte gezielt auf die Gebäude gerichtet, und Streulicht wird fast zur Gänze vermieden. So gelang es Siegrun Appelt, durch bewusste Setzung der Schatten die architektonische Struktur der Gebäude zu akzentuieren, sodass die Baudenkmäler nicht partiell verschwinden, sondern besser und unter Wahrung ihrer Charakteristika sichtbar werden. In Spitz an der Donau entstand im Zuge des neuen Hochwasserschutzes eine neue LED-Beleuchtung, die dank der eigens dafür entwickelten Kugelleuchte Assoziationen an die 1950er-Jahre, die beginnende Blütezeit des Wachau-Tourismus, weckt. Sie wirkt modern, ohne modisch zu sein, und ist damit nicht nur energetisch, sondern auch ästhetisch nachhaltig. Manche Lampen sind mit farbigen Leuchtdioden ausgestattet, die zart-pastellige, langsam vor sich gehende Farbveränderungen einzelner Kugeln ermöglichen und einen subtil wahrnehmbaren poetischen Zauber über das abendliche Donauufer legen.

Die Landstraße durch den Wald zur Burg in Mühldorf-Oberranna war bislang nicht elektrifiziert und sollte nun erstmals beleuchtet werden. Siegrun Appelt bewerkstelligt dies mit einer Beleuchtung signifikanter Landschaftsausschnitte und Baumkronen, macht damit – nur bei Bedarf mittels Schalter am Anfang des Weges – die Landschaft neben der Straße sichtbar und sorgt somit für Orientierung und Sicherheit. Wie bei den Kirchenbeleuchtungen oder der Beleuchtung des Bahnviadukts in Emmersdorf macht sie sich damit die aus der Malerei des Barock bekannten Hell-Dunkel-Effekte (ital. Chiaroscuro oder frz. Clair-obscur) zur Steigerung sowohl des Ausdrucks als auch der räumlichen Wirkung zunutze. Sie malt gleichsam dreidimensionale Landschaftsbilder in die und mit den Baumkronen. Es kommt nicht auf die Stärke der Beleuchtung an – so die Botschaft des „Lichtprojekts Wachau“, um Bauten und Wege in der Dunkelheit sichtbar zu machen, sondern auch und vor allem auf die sorgfältige Setzung des Lichts, die richtige Lichtfarbe, auf Blendfreiheit und die Vermeidung von Streulicht. Siegrun Appelts Arbeit ist auch ein Plädoyer dafür, Bau- und Infrastrukturmaßnahmen nicht nur einseitig im Hinblick auf ihre energiesparenden und kostensenkenden Konsequenzen zu beurteilen, sondern auch ihre ästhetischen, emotionalen und physischen Auswirkungen mit gleicher Sorgfalt zu betrachten.

Lichtprojekte Wachau:
Ruine Hinterhaus / Spitz an der Donau
Venus von Willendorf
Kirche St. Johann im Mauerthale
Kirche Hofarnsdorf
Autoscheinwerfer / Aggsbach Dorf, (Lichtphänomen)
Unterloiben, Wösendorf
Schloss Schönbühel (Lichtphänomen)
Kirche St. Lorenz
Pfarrkirche St. Nikolai / Emmersdorf
Magdalenenkapelle / Emmersdorf
Kirche Schwallenbach
Friedhof Emmersdorf (Lichtphänomen)
Mühldorf/Oberranna
Viadukt / Emmersdorf
Kartause Aggsbach

Ausführliche Informationen unter Langsames Licht und Siegrun Appelt