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Helmut Kandl, Johanna Kandl :
Der Koch, die Malerin und die Alchimie

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Beendet
Weikendorf, Mai 2017 – Sep 2017
Rathausplatz 1a, 2253 Weikendorf

Information

Eine alte Feuerwehrhalle wurde von Michael Kienzer zu einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst umfunktioniert. Die von Kienzer und einer Jury aus Weikendorfern eingeladene KünstlerInnen realisieren im Innenraum jeweils für ein halbes Jahr temporäre Installationen, die durch ein großes Fenster auch von außen einsichtig sind. Dadurch wird das gesamte Gebäude zu einer Skulptur im öffentlichen Raum.

Wer Bilder von Johanna Kandl betrachtet, blickt auch auf einen Ausdruck der Materialien und Produktionsbedingungen, die diesen zugrunde liegen und zugleich in den Bildern thematisiert werden: Wo wird wie und von wem das Leinen für die Leinwand hergestellt, von wo und von welchen Tieren stammen die Haare für die Pinsel, und welche Rolle spielt zum Beispiel das Gummi arabicum – ein Produkt aus Ländern wie Senegal, Sudan oder Nigeria – als Bindemittel für die Farben sowie als Zusatzstoff in der Nahrungsmittelindustrie? Nicht selten finden sich die gleichen Materialien und Zutaten sowohl in der Küche als auch in der Kunst, ja oft genug, um von Johanna und Helmut Kandl unter dem Titel "Die Malerin, der Koch und die Alchemie" als Ingredienzien eines zeitgenössischen Kulturbegriffs nebeneinander vor- und aufgetragen zu werden – in Bildern, einer Installation oder auf dem Teller mit dem Geschmack einer globalen Produktionskette, die sich im Blick aufs Detail zu erkennen gibt. Analog zur Mischung von Wasser und Öl in einer Emulsion werden in dieser Ausstellung lokale und globale Partikel eines Kunst- und Kulturbegriffs im analytischen Blick miteinander in Verbindung gebracht: Dabei spielen Weltwirtschaft, Arbeitsbedingungen und die Geschichte des Kolonialismus genauso eine Rolle wie die Relation von Kunst und Alltag. Ein Blick auf Kultur, der die Küche von der Kunst und der Geschichte der je spezifischen Kultivierung von Naturstoffen getrennt sehen möchte, negiert die realen Zusammenhänge und Nachbarschaften der entsprechenden Praxisfelder. Im Raster der ideologischen Zuordnungen und Aufteilungen erscheinen die Bereiche getrennter, als sie sind. Die Anrufung der Alchemie erinnert augenzwinkernd an den Versuch, die Materialien und Zutaten von Kulturbegriffen wieder ineinander übergehen zu lassen, um den vermeintlichen Unterschieden in Herkunft und Geschichte eine Viskosität der Kultur gegenüberzustellen und einen Duft transkultureller Prägung schmackhaft zu machen. Wenn der Blick durch das große Fenster des Ausstellungsraumes an ein Geschäftslokal erinnert, dann in dem Sinne, dass hier eine Lokalisierung von Kultur aus lokalen wie globalen Perspektiven erworben werden kann.
(Andreas Spiegl)