Maruša Sagadin
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Treppe-Bühne-Tribüne. Der Liegende Abdruck.
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Information
Seit mehreren Jahren bemüht sich Gerhard Schneider, Abschnittsachbearbeiter der Feuerwehrgeschichte, um die Aufarbeitung der Geschichte von rund 16 vergessenen Feuerwehren des Truppenübungsplatzes Döllersheim (heute Allentsteig). Im Zuge eines geladenen Wettbewerbs von Kunst im öffentlichen Raum sollte den vergessenen Feuerwehren ein Andenken gesetzt werden. Maruša Sagadin erweiterte den Denkmalgedanken in die Gegenwart und errichtete eine Art Tribüne, die nicht nur an die einzelnen Gruppen erinnert, sondern auch auf die zahlreichen Einsatzbereiche Bezug nimmt. Vor allem macht die künstlerische Intervention den Platz bei der Freiwilligen Feuerwehr zu einem neuen Treffpunkt und stellt unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten in den Raum.
Am Platz vor der Feuerwehr von Göpfritz setzt die in Slowenien geborene und in Wien lebende Künstlerin Maruša Sagadin der Freiwilligenarbeit der Feuerwehr ein Denkmal, das um den Aspekt einer aktiven Nutzung erweitert wird. Die künstlerische Setzung, mit der sie den geladenen Wettbewerb gewann, ist dem Gedenken an 16 Freiwillige Feuerwehren gewidmet, die im Zuge der zwischen 1938 und 1941 vollzogenen Gemeindeabsiedelung im Bereich des heutigen Truppenübungsplatzes Allentsteig aufgelöst wurden. In der historischen Aufarbeitung der Absiedelung fanden die Feuerwehren bis dato keine Berücksichtigung und werden nun, auf private Initiative von EOV Gerhard Schneider (Abschnittssachbearbeiter Feuerwehrgeschichte), in Kooperation der Gemeinde Göpfritz mit einem Denkmal in Erinnerung gerufen.
Sagadin hinterfragt mit ihren zahlreichen Projekten im öffentlichen Raum kontinuierlich
hergebrachte Zuschreibungen und Zeichen und eröffnet damit Räume für neue gedankliche Auseinandersetzung. Für Göpfritz an der Wild hat sie keine repräsentative Geste, kein weithin sichtbares Monument konzipiert, sondern eine horizontale architektonische Plattform entwickelt. Das Objekt zeigt, dass Erinnerungskultur nicht nur durch die Sichtbarmachung von Leerstellen aktiviert
werden kann, sondern Geschichte durch erlebbare Erfahrungen Präsenz erhält. In räumlicher Nachbarschaft zur Feuerwehrzentrale und des darin befindlichen Feuerwehrmuseums werden Geschichte und Gegenwart in Verbindung gesetzt. Die Feuerwehr als freiwillige oder betriebliche Einrichtung fußt auf dem Gedanken von Solidarität und Hilfsbereitschaft. Diese für eine Gemeinschaft oder Gesellschaft grundlegenden Werte übersetzt die Künstlerin in die Form eines sozialen Möbels, das Menschen zur Benutzung und dadurch zum Austausch und zu Gemeinschaft einlädt.
Das Objekt fasst den Platz an zwei Seiten zur Straße hin ein und ist mit einer eingezogenen Zwischenstufe formal einer Tribüne entlehnt. Der Titel Treppe–Bühne–Tribüne. Der liegende Abdruck. formuliert eine implizite Vielfältigkeit, die symbolisch auch auf die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche der Feuerwehr hinweist.
Der verwendete Beton ist mit roten und orangen Farbpigmenten eingefärbt und hebt
sich als Skulptur im heterogenen Umfeld des Platzes hervor. Auf den Flächen des Objektes, die zur Straße zeigen, sind Abdrücke unterschiedlicher Materialien zu sehen – Kies, Holz, Heu –, die einerseits auf die Einsatzgebiete der Feuerwehr und andererseits auf die Natur referieren, die das Gelände des Truppenübungsplatzes stellenweise wieder zurückerobert hat. Drei skulpturale Objekte auf der Tribüne, ebenfalls aus pigmentiertem Beton, sollen in ihrer abstrahierten Form auf „Insignien“ der Feuerwehr verweisen: Stiefel, Feuerwehrhelm und Wasserschlauch.