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SUPER NATUR

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Präsentation Postindustrial Creatures, Katrin Hornek
© Joanna Pianka
Präsentation Postindustrial Creatures, Katrin Hornek
© Joanna Pianka
Präsentation Postindustrial Creatures, Katrin Hornek
© Joanna Pianka
Ilona Németh, Grandstand 8, Greetings from Ringelsdorf-Niederabsdorf for Bruce Nauman, 2022
© Jakub Janco
Christina Gruber, Shapeshifters, 2022
© Jakub Janco
Barbara Kapusta, Futures, 2022
© Jakub Janco
Ilona Németh, Grand Stand 8, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Jakub Janco
Eine Frau im blauen Mantel steht vor einer Gruppe
Performance Programm FLUTEN, Kördölör Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Artists for Future, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Christina Gruber, Shapeshifters, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Christina Gruber, Shapeshifters, Super Natur, Teil ,1 Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Kördölör, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Ringelsdorf
2272 Ringelsdorf-Niederabsdorf

Information

Kunst am Iron Curtain Trail

Zwischen Marchegg und Hohenau an der March


„Die Zeiten der Dringlichkeiten brauchen Erzählungen!“ (Donna Haraway)

Kooperationen und Kollaborationen sind Schlüsselbegriffe für das Überleben der Menschheit. Gemeinschaftsförmige Praktiken, Fürsorge, die Anrufung von Gemeinsinn und die Neukonfiguration historischer Konzepte, die Auseinandersetzung mit der Komplexität von Grenzen und deren Überwindung, unser Verhältnis zur Natur und zur virtuellen Welt sowie alternative Formen der Mobilität wie Fahrradfahren: All das sind Themen und Inhalte des von Alexandra Berlinger, Ursula Maria Probst und Martin Wagner kuratierten Projektes SUPER NATUR. Der erste Teil der künstlerischen Interventionen am „Iron Curtain Trail“ wird mit dem Performanceprogramm FLUTEN in Ringelsdorf an der March eröffnet.

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Niederösterreich“ werden 2022/2023 entlang des „Eurovelo 13“ („Iron Curtain Trail“) von Hohenau bis Marchegg erstmals permanente und temporäre künstlerische Installationen realisiert, die auf die Natur sowie die ökologische und ökonomische Geschichte dieses besonderen Landschaftsraums eingehen. Die permanenten Projekte werden durch temporäre Interventionen, Augmented-Reality-Interaktionen, Performances, Bespielungen, Workshops und Talks ergänzt, um im ökopolitisch zunehmend attraktiven Zusammenspiel von Fahrrad, Landschaft, Geschichte und Kunst unterschiedlichste Impulse zu setzen.

Der östlichste Teil Niederösterreichs ist von einer einzigartigen Naturlandschaft geprägt, den Marchauen, für die sich Umweltinitiativen vor Ort seit Jahren engagiert einsetzen, aber auch von seiner Geschichte als Grenze zum „Osten“ hin. Der sogenannte „Eiserne Vorhang“, der in dieser Region zu einem großen Teil die Form einer natürlichen Grenze hatte, dominierte nicht nur von 1955 bis 1989 diese Region, sondern schrieb sich nachhaltig in das Leben und die Landschaft ein. Die Auswirkungen waren nicht nur für die jeweiligen Bevölkerungen eine leidvolle Erfahrung, sondern beeinflussten auch die dort ansässige Tier- und Pflanzenpopulation.
Das Erleben von Grenzen und Grenzüberwindungen prägen unsere Erfahrung von Welt. Diese wird durch Einwirkungen wie den derzeit in Europa tobenden Ukrainekrieg verstärkt. Um den Gemeinschaftsgedanken und den transkulturellen Austausch in der Grenzlandschaft zwischen Österreich und der Slowakei zu intensivieren, fand im Juni 2022 als Prolog des Projektes die „Tour d’ICT“ als bilaterale Fahrradperformance von Kunst-Studierenden aus Bratislava und Wien stattt.

In der Kunst, in der Grenzforschung und in kritischen räumlichen Praktiken zur Verteilung von Ressourcen gibt es eine lange Geschichte, die sich der transformativen Kraft und der Produktion alternativer Imaginarien bedient, um die gelebte Realität, die Wahrnehmung von Grenzen und dem, was sie definieren, neu zu gestalten. Deshalb sind wir auch an der Frage interessiert, wie Augmented Reality und Fiktionalität für Prozesse der Bewegung in „Grenzlandschaften“ einsetzbar sind.

In traumatischen Zeiten wie den unseren, in denen die Wirklichkeit sich selbst verzerrt, bedeutet die Bewusstwerdung der Unauthentizität des sogenannten Realen, diese Wirklichkeit neu zu interpretieren.

Wir beschäftigen uns mit Blick auf die lokalen Bedingungen mit dem von der Physikerin Karen Barad geprägten Begriff der „Intra-Aktion“, der sich auf miteinander in Beziehung stehende Akteur*innen aus der Welt der Tiere, Menschen und Pflanzen konzentriert, lassen uns von der Performing-Borders-Plattform und dem Topological Atlas inspirieren. Kurz gefasst kann „Intra-Aktion“ (im Unterschied zu Bruno Latours Akteur*innen-Netzwerk oder von Donna Haraways Konzept des „situierten Wissens“) beschrieben werden als die sich wechselseitig beeinflussende Beschaffenheit von verflochtenen Handlungsfähigkeiten oder Wirkungsmächten (agency) von Materie. Im Dialog mit Betroffenen und Künstler*innen erforschen wir die Produktion visueller, akustischer, performativer, greifbarer Gegengeografien von Grenzen, die auch eine Erfahrung des bislang Undokumentierten zulässt.

SUPER NATUR behandelt in der Folge die vielschichtige Komplexität von Grenzen, von der geopolitischen, ökonomischen und ökologischen bis zur sozialen Praxis, der kulturellen Produktion und des Naturraumes an und über der Grenze ebenso wie die mit der Klimafürsorge einhergehenden Aspekte des „Radical Care“ in einem sich derzeit verändernden weltpolitischen Kontext.

FLUTEN (die Flut), der Titel des Performanceprogramm des ersten Teils von SUPER NATUR, ist hier ein Sinnbild für die Veränderbarkeit von festgelegten Grenzen und deren Überwindung durch Kunst und kooperative Kulturarbeit.

Beiträge

Katrin Hornek

Postindustrial Creatures, 2023

Text, Zuckerl, Bienenwachs

Präsentation: Samstag, 2. September 2023, 15.00 Uhr, vogel.schau.platz, Hohenau an der March

Die Arbeit transformiert einen vogel.schau.platz in Hohenau an der March in eine Installation, die die Besucher:innen Teil einer postindustriellen Landschaft werden lässt.

Für Postindustrial Creatures wird ein lokaler Zugvogel (Eisvogel) als Zuckerl erscheinen, dessen Hauptbestandteil in der vor Ort ansässigen, vormaligen Zuckerfabrik (1867-2006) hergestellt wurde. Die Fabrik hat die gesamte Landschaft und deren Ökosystem durch Tonnen von abgelagerten Zuckerrübenschlamm, der bei der Produktion angefallen ist, nachhaltig geformt. Hohenau wurde durch die aufgeschütteten Schlammbecken über die Zeit zu einem der wichtigsten internationalen Rastplätze für Zugvögel in Österreich. Seit der Schließung der Fabrik 2006 wird versucht, die Bewässerungszyklen der Firma nachzuahmen und zugleich natürliche Hochwasserdynamiken der formals unregulierten March zu mimen. Dadurch soll die künstliche Landschaft und deren hervorgebrachtes, postindustrielles Leben geschützt werden. Der für die Zuckerl verarbeitete Fabrikszucker stammt unter anderem aus lokalen Zuckerrüben aus den 1960er Jahren, und steht somit am Wendepunkt eines Landschaftsmetabolismus, der sich über die Einverleibung durch die Betracher:innen als Echo fortschreibt. 

Gerahmt wird die Installation von sirenenartigen Mischwesen, halb Mensch halb Vogel.

Beratung, technische Ausführung: Bruno Szenk; Textbegleitung: Larry 3000

Sirenen: 3D Vogelmodelle von Sunbird Images: Höckerschwan, Eisvogel, Weißstorch, Bachstelze; 3D Kopfmodelle: Venus of Brassempouy (Photogrammétrie CESAR Guy, CC), Large Polychrome Bust (University of South Florida, Fondazione Bruno Kessler, Global Digital Heritage, CC), Tête de déesse-mère (archäologische Sammlungen der Museen von Saintes, 1949.213A, CC), Marciana Bust (Ancient World 3D, the MET, Bartman 2001, CC); gegossen in Bienenwachs.

Mit freundlicher Unterstützung von Sunbird Images.

Mit herzlichem Dank an den Verein AURING (im Speziellen an Ute Nüsken und Martin Rössler), an das Archiv 138 Jahre Zuckerfabrik (im Speziellen an Ernst Springer und Karl Schubtschik) und an das Museum Hohenau (im Speziellen an Georg und Brigitte Semanek).

 

 

Ilona Németh

Grandstand 8, Greetings from Ringelsdorf-Niederabsdorf for Bruce Nauman, 2022

Ilona Némeths Werk steht für Offenheit. In ihrem Megaprojekt Grandstand, für das sie seit 2012 als Readymade spezielle Tribünen-Elemente einsetzt und in situ In- oder Outdoor als skulpturales Manifest positioniert, nimmt Grandstand 8. Greetings from Ringelsdorf-Niederabsdorf to Bruce Nauman einen Sonderstatus als permanente Installation ein. Pointiert bezieht sich der Untertitel auf eine kleine Bleistiftzeichnung von Bruce Naumann, die eine Tribüne aus zwei einander gegenüberliegenden Betontreppenelementen zeigt. Die Wahl des Standortes in Ringelsdorf-Niederabsdorf fällt auf einen Abschnitt am „Iron Curtain Trail“ zwischen Damm und Agrarlandschaft, der die großzügige Installation in der offenen Grenzlandschaft zulässt. Die monumentale Schönheit der aus zwei mehrreihigen einander direkt am Fahrradweg vis-à-vis positionierten Tribünen verblüfft durch ihr unvermutetes Auftauchen und lädt zum Innehalten ein. Neue Möglichkeiten im Umgang mit Skulptur, Architektur, Denkmal und sozialem Design eröffnen sich aus der Nutzung. Dem Gedankenfluss über körperliche, natürliche oder geopolitische Grenzen und deren Überwindung wird hier ein Podium errichtet.

Christina Gruber

Shapeshifters, 2022

Flüsse und Steine, interaktive Audioskulptur und Intervention

Shapeshifters beschäftigt sich mit dem Zuhören und der vielschichtig verzweigten Geschichte von Flüssen. Ist es möglich, unser Gehör wieder auf unsere Umwelten einzustimmen und diesen dadurch wieder mehr Raum zu geben?
Ein kleiner Stein kann dafür entscheidend sein: der Gehörstein. Dieses Biomineral ist für unser Gleichgewicht verantwortlich. Ausgangspunkt zur Bildung dieser Kristalle, die wir Menschen auch mit Fischen teilen, sind häufig Sedimentgesteine, die in gelöster Form in Flüssen vorkommen. Diese Steine sind es auch, die es uns ermöglichen, in die Vergangenheit des Flusses zu blicken. Paläontolog*innen analysieren Gehörsteine von Fischen, um Einblicke in die Urzeit zu bekommen. Die einzelnen Schichten und Ringe der Steine ermöglichen Rückschlüsse auf das Leben der Fische und ihre Lebensbedingungen.

Durch mitnehmbare Skulpturen in Form dieser Gehörsteine wird es nun möglich, Urmeer, Alligatoren und Störe in den Auwäldern und Uferzonen der March gemeinsam erklingen zu lassen.

Barbara Kapusta

Futures, 2022

Installation

Schloss Marchegg, Zwerndorf, Rodelhügel/Eislaufplatz

Futures ist an drei Stellen entlang des Radwegs von Marchegg nach Hohenau zu sehen. Drei große Textarbeiten sind schon von Weitem erkennbar. Die Bilder sind in der Schrift "Futures" geschrieben, einem Alphabet von 26 Zeichen, das Barbara Kapusta für ihre gleichnamige Ausstellung in der Kunsthalle Bratislava 2022 entwickelt hat.

Sie tragen die Titel Come Closer, Excess And Heat, und A New Fiery Community und verweisen auf flammende Spekulationen über eine andere Welt an, jenseits wachsender Ökonomien und fossiler Wirtschaft. In ihren Arbeiten verbindet Barbara Kapusta Sprache und Text mit Objekten, skulpturalen und animierten Körpern. Sie stellt sich Fragen nach Auswegen, „Zukünften“ für alle, die auf einer anderen Wirtschaft jenseits einer extraktiven und ressourcenverbrauchenden Ausbeutung basieren.

Barbara Kapustas Schriftzüge aus schwarzem Vinyl sind manchmal nahezu deutlich lesbar, an anderen Stellen verbergen sich ihre Aussagen hinter einer abstrakten Zeichenhaftigkeit. Ihre Sprachkörper überziehen Architekturen in Innen- und Außenräumen wie eine zweite Haut, überschreiben traditionelle Zuschreibungen und eröffnen einen Horizont, an dem sich Sprache jenseits ihrer Herrschaftsfunktion entfalten kann. Indem sie alles zurückweisen, was gemeinhin der Sprache zugeschrieben wird, macht Kapusta sie wieder zugänglich für den Raum, in den die Worte nicht gehen.

Zur Eröffnung wurde eine Augmented Reality Arbeit gezeigt, die die Schriftbilder als Trigger verwendete. Wenn man nun den QR Code vor Ort scant, kann man das Video Solar sehen. 

Solar ist ein 4-Kanal Video von 2022, in dem vier riesige, techno-menschliche Figuren eine verfallene Landschaft durchstreifen, Überreste von Privateigentum, in Ruinen verwandelte Häuser, in Wüsten verwandelten Gärten. Innerhalb dieser imaginierten, dystopischen Zukunft fragen die Figuren nach Möglichkeiten des Miteinanders und des Teilens von Ressourcen. Was wenn Energie im Überfluss vorhanden ist und nie besessen sondern vielmehr verschwendet wird, in Freund*innenschaft, Kompliz*innenschaft und Liebe.  

Bilder (16)

Katrin Hornek, Postindustrial Creatures, 2023, Illustrationen Szabolcs Kókay (Storchenhaus Marchegg)
© Katrin Hornek
Ilona Németh, Grandstand 8, Greetings from Ringelsdorf-Niederabsdorf for Bruce Nauman, 2022
© Jakub Janco
Christina Gruber, Shapeshifters, 2022
© Jakub Janco
Barbara Kapusta, Futures, 2022
© Jakub Janco
Eine Frau im blauen Mantel steht vor einer Gruppe
Performance Programm FLUTEN, Kördölör Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Artists for Future, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Kördölör, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Milan Loviška, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Christina Gruber, Shapeshifters, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Christina Gruber, Shapeshifters, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Christina Gruber, Shapeshifters, Super Natur, Teil ,1 Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Performance Programm FLUTEN, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Super Natur, Teil 1, Eröffnung, Hohenau an der March, 2022
© Joanna Pianka
Ilona Németh, Grand Stand 8, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Jakub Janco
Ilona Németh, Grand Stand 8, Super Natur, Teil 1, Hohenau an der March, 2022
© Jakub Janco

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