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Schöne Aussichten

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Beendet
Reinsberg, 1.9.2004 – 31.10.2004

Information

In den Projekten "Gemeinsame Sache" (1999) und "Gemischte Gefühle" (2001) ging es im Wesentlichen darum, Reinsberg, seiner Geschichte, Geschichten und Menschen durch einen längeren Aufenthalt näher zu kommen und in die Produktion und Präsentation einer ortsbezogenen künstlerischen Arbeit mit einzubeziehen. Mit "Schöne Aussichten" folgten 2004 Bearbeitungen der medialen Präsenz des Dorfes Reinsberg und dessen Veränderung durch mediale Rückspiegelung. Reinsberg als niederösterreichische ländliche Gemeinde ist Ort moderner Architektur (Burgarena), Aufführungsort (Theater- und Opernproduktionen), Drehort, Eventort, Tourismus-, Mountainbike-, Beachvolleyball-, Biobauern- und nicht zuletzt Kunstort an der Eisenstraße geworden. An landläufig bekannten ländlichen Attributen wird dabei festgehalten: Häuser mit Blumenschmuck, Trachten, Brauchtum, Volksmusik und kirchliche Feste bilden die Oberfläche einer gut organisierten Gemeinschaft, die mit Handy, Internet, Kabel-TV, Wissen über EU-Förderkriterien etc. über die gleiche Menge an sinnvoller und sinnloser Information verfügt wie urbane Gemeinschaften.


In den Vorarbeiten zu "Schöne Aussichten" war dem "authentischen" Reinsberg nachzuspüren und die Produktion von "neuen" Images und Identitäten zu beleuchten, aber auch zukünftige Images, Identitäten und Mythen zu bilden. Video (in Offenheit zu Fotografie und Film) wurde gewählt, um ein verbindendes Medium einzuführen, das sowohl einen formalen Zugang als auch dokumentarische Methoden zulässt. Im Mittelpunkt standen partizipatorische Methoden, also die Einbeziehung der ReinsbergerInnen in die Produktion und Präsentation des Kunstprojektes. Am 28. August 2004 fand die Präsentation im ehemaligen Kaufhaus Gruber, im Gemeindesaal, auf öffentlichen Plätzen und am Sportplatz mit mehreren Projektionen, einer Performance und einer Fotoarbeit statt. Die Videos waren danach in mehreren Gasthöfen und in der Burgarena zu sehen.

Mitwirkende

Kuration

Beiträge

Iris Andraschek, Hubert Lobnig

Iris Andraschek und Hubert Lobnig fragten nach Protagonisten und Handlungssträngen einer möglichen Reinsberg-Fernsehserie. Die aufgezeichneten nahe liegenden und fiktiven Erzählungen dienen als Tonspur zu verfremdeten, traumartigen Videosequenzen, die an sehr speziellen Schauplätzen mit Personen des Ortes gefilmt wurden. Iris Andraschek präsentierte Porträts und inszenierte Fotografien als Hinweis auf den Film in der Ästhetik von Filmplakaten an mehreren Haus- und Scheunenwänden. 

Catrin Bolt

Catrin Bolt fuhr mit 37 KünstlerInnen mit einem Reisebus von Wien nach Reinsberg, wo sie sich zwei Stunden aufhielten, um vor Ort Video- und Tonaufnahmen, Fotos und Zeichnungen zu machen. Das entstandene Material hat Catrin Bolt für die Präsentation und Dokumentation verwendet. Mehrere Problemfelder werden in diesem Projekt zugespitzt: der schnelle touristische Blick, die oberflächliche Betrachtung und der Zufallsfund der kurzzeitig aus der Stadt Angereisten auf der einen Seite, die Rolle der Aufgaben erfüllenden und kontextgeschulten KünstlerInnen auf der anderen

Oliver Hangl

Oliver Hangl versuchte mit der Anbringung seines großen Reinsberg-Schriftzuges eine Neudefinition des Ortes als Ort permanenter Image- und Identitätstransfers. Zusätzlich gab er der Gemeindezeitung ein neues Design und spielte einen eigenen Reinsberg-Song ein, den er auf dem Gemeindesportplatz vor einer großen Leinwand, auf der ein selbst produziertes Musik- und Imagevideo gespielt wurde, aufführte. Das Ausgangsmaterial dieses Videos bildete ein Rundflug über Reinsberg mit dem Bürgermeister am Steuer des Flugzeugs.

Sabine Marte

Sabine Marte verband Images von Häusern und Landschaften aus Reinsberg, Vorarlberg und Tschechien mit minimalen Videoporträts von hauptsächlich ganz jungen ReinsbergerInnen, die sich der Ästhetik von TV-Serien und Sitcoms bedienen. Ihr Zugang zur Landschaft, zu den Porträts und zum Medium Video ist formal und technisch und orientiert sich an interaktiven Kompositionsstrukturen. Durch ein Computerprogramm werden die Bilder gereiht und automatisch mit Sounds verbunden. Produktion und Präsentation verfließen miteinander. Marte betrieb in Reinsberg über einen längeren Zeitraum ein Studio, in dem sie mit Kindern und Jugendlichen, die auf ihr Angebot der Partizipation hauptsächlich reagierten, arbeitete. Diese konnten sowohl die Produktion als auch später über eine Tastatur die Präsentation mit beeinflussen.

Karo Szmit, Barbara Musil

Barbara Musil und Karo Szmit fügten Landschaftsgemälde, die sie in großer Zahl in den Wohnungen der ReinsbergerInnen vorgefunden hatten, mittels Video zu einer durchgehenden Landschaft zusammen, durch die sie spazieren und sich dabei unterhalten. Als Touristinnen wandern sie durch die gemalten Landschaften der Region. Sie gehen dem seltsamen Phänomen nach, dass sich Menschen Bilder von Landschaften, die sie sowieso umgeben, in ihre Häuser hängen. Die Transformation in Malerei schafft es anscheinend, die Landschaft, den Blick darauf und den Bezug der Menschen zu ihr zu verändern.

Bilder (6)