Karina Bruckner,
Bernhard Rappold,
Markus Sulzbacher,
Carlos Vasconcelos,
Paul Wagner
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Fenster C
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Information
Eine alte Feuerwehrhalle wurde von Michael Kienzer zu einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst umfunktioniert. Von Kienzer eingeladene Künstler*innen realisieren im Innenraum jeweils für ein halbes Jahr temporäre Installationen, die durch ein großes Fenster auch von außen einsichtig sind. Dadurch wird das gesamte Gebäude zu einer Skulptur im öffentlichen Raum.
Fenster C ist eine lose Gruppe jüngerer Künstler*innen, die sowohl einen in Wien ansässigen Off-Space betreibt als auch in wechselnden Konstellationen im öffentlichen Raum agiert sowie Publikationen herausgibt. Die hier auftretenden KünstlerInnen verfolgen ihre jeweils eigenen Projekte, sind aber auch zeitweilig wesentliche ProtagonistInnen von Fenster C und wurden hier eingeladen, ihr urbanes Wirkungsfeld zu verlassen und in einem ländlichen Umfeld zu agieren. Obwohl die Installation aus Arbeiten in verschiedensten Medien von fünf Künstler*innen bestand, war sie auch als gemeinsame Installation zu lesen, was häufig Teil ihrer konzeptuellen Strategie wird. Die Arbeiten zeigten sich in einer installativen Anordnung im Kunstraum, wodurch die jeweils persönliche Autorenschaft in den Hintergrund trat und dabei unklar blieb. Die Künstler*innen nahmen Bezug auf die räumliche Situation, die von außen erscheinende Wirkung einer großen Vitrine, die den Blick auf das Innere des Raums freigibt, gleichzeitig aber ein Näherkommen verhindert. Diese Funktion nahm eine Anordnung zwischen Brunnen, Bühne und Steg auf und variierte sie.
Auszug aus der Eröffnungsrede von Kathi Hofer:
„Jetzt möchte ich doch noch etwas zur Ausstellung sagen; allerdings über den Umweg mit Rancière und auf indirekte Weise, indem ich über Wirkungen spreche, nicht über Themen und Motive. Mir scheint nämlich, dass die Künstler (und die Künstlerin) hier im Kunstraum Weikendorf eine Art ‚ästhetisches Regime‘ im Sinne Rancières errichtet haben – und dass die Künstler ihrer Praxis wie auch ihrer Sensibilität nach Romantiker sind: Wenn, wie Rancière schreibt, Dinge ‚romantisieren‘ heißt, sie als lebendige zu nehmen und mit ihnen zu ‚spielen‘, dann kann etwa eine Reiseerinnerung an das Goethe-Haus in Weimar, wo ein Gartenweg aus bunten Kieselsteinen geheimnisvolle Dreiecke formt, in einem Kunstraum in Niederösterreich wiederaufleben; dann kann eine Rampe, die einem Stunt von Evel Knievel zum Absprung diente, ihre motorische Funktion verlieren und zur statischen Dreiecksform abstrahieren; oder der Faltenwurf eines Rokoko-Rocksaumes in einem Gemälde von Jean-Honoré Fragonard (Die Schaukel, 1767) übersetzt sich unmittelbar in die bauschigen Formen einer Skulptur aus Glas, Fensterschaum und Wursthaut. Diese und noch mehr Dinge sind in die Linien, Farben und Volumina dieser Ausstellung eingelassen; wie mir scheint allerdings nicht mit der Absicht, eine zusätzliche Bedeutungsebene einzuziehen, sondern eher, um eine Ablösung von jeglichen (ursprünglichen) Bedeutungen zu begünstigen. Und mir scheint, dass diese Bedeutungsentleerung nicht aus einer Gleichgültigkeit oder aus purem Formalismus heraus geschieht, sondern dass hier eine emanzipatorische Haltung dahintersteht, die weder erziehen mag noch definieren, was Kunst heute sein soll, sondern die lieber spielt und dabei die Definitionen und die Erziehungsregime, die Rahmen, Routinen und Rollenverteilungen des Kunstmachens irritiert.“
Michael Kienzer